Auf dem Luchspfad in der Kernzone des Nationalparks Schwarzwald tauchen Wanderer ein in die Welt der Großkatze – die hier wieder heimisch werden könnte.
Der Luchs hat uns hergelockt – jetzt warten wir am Parkplatz Plättig am Rand des Nationalparks nahe Baden-Baden auf die restlichen Teilnehmer unserer Wanderung auf den Pfaden dieser Raubkatze. Wir werden sicher keinen echten Luchs zu Gesicht bekommen, schließlich ist die große Katze hier seit ihrer Ausrottung im Jahr 1770 nicht mehr heimisch.
Trotzdem wurde im Jahr 2009 der informative Luchspfad errichtet: Nachdem es im südlichen Schwarzwald im Jahr 1998 wieder eine erste gesicherte Sichtung eines durchwandernden Luchses gab, wollte der Naturschutzbund Deutschland, der NABU, gleich von Anfang an Ängsten und Vorbehalten vorbeugen. Um so den Weg für eine Wiederansiedlung des leisen Jägers bereit zu machen, falls der Luchs irgendwann wieder genauso viel Gefallen am Schwarzwald findet wie einst.
Das alles erklärt uns Nationalpark-Rangerin Gabi Herold bereits, bevor wir uns auf den Weg machen.
Als Biologin und Schwarzwald-Expertin kennt sie sich bestens mit dem Luchs aus und unterhält uns den gesamten Weg über mit Infos und Anekdoten. Beispielsweise stößt die Aussage, dass auch Luchse sich, wie Zebras, anhand ihrer Fellzeichnung eindeutig identifizieren lassen, auf besonderes Interesse. Keine zwei Luchse seien identisch, sagt Gabi Herold. Das wusste hier noch niemand.
Immer wieder bleibt unsere Rangerin unterwegs stehen, erzählt uns noch ein Detail mehr – und Häppchen für Häppchen erhalten wir ein Gesamtbild: Groß wie ein Schäferhund kann der Luchs auf seinen runden, großen Pfoten extrem leise schleichen. Er kann mit seinen trichterförmigen Ohren eine Maus hören, die in 60 Metern Entfernung über den Boden läuft. Sein Backenbart zeigt dem erfahrenen Luchsbeobachter, wie es ihm gerade geht. Im Sprint erreicht der Luchs bis zu 70 km/h. Und männliche Luchse, die Kuder, haben eine Reviergröße von 100-200 km². Das entspricht der Gesamtfläche des Nationalparks! Somit könnten im gesamten Schwarzwald wohl maximal 60-80 Tiere heimisch werden. Luchse jagen Rehe, kleinere Säuger, kleine oder kranke Wildschweine und kommen nach einem Riss immer wieder zurück, bis die Beute fast restlos aufgefressen ist. Somit benötigt ein Luchs nur etwa ein Reh pro Woche und stellt keine große Konkurrenz für Jäger dar.
An manchen Stationen entlang des Weges kann man selbst etwas ausprobieren – auf losen Holzwippen schleichen, lauschen, spähen, so hoch und weit springen wie es geht, Spuren finden und versuchen, diese den richtigen Tieren zuzuordnen, Tierlaute erkennen, und vieles mehr. So kommt es, dass wir auf den vier Kilometern Luchspfad fast drei Stunden verbringen – die allerdings ausgesprochen kurzweilig sind. Sodass am Ende des Weges auch die jüngsten Teilnehmer feststellen: „Mir kam das gar nicht so lang vor!“
Auf dem Luchspfad unterwegs
Termine: Jeden zweiten Sonntag vom 08. Mai bis 09. Oktober
Uhrzeit: 10.15 bis ca. 12.45 Uhr
Treffpunkt: Parkplatz Plättig (B 500)
Teilnehmer: alle Interessierten ab 10 Jahren
Anmeldung: erforderlich (E-Mail: veranstaltung@nlp.bwl.de, Tel.: 07449 92998444), max. 20 Personen
Besondere Hinweise: Der Luchspfad erfordert Trittsicherheit und feste Schuhe. Kleines Rucksackvesper mitbringen.
(Fotos: Baden-Baden Kur Tourismus GmbH, MPS)