Wer am 4. Juli 2017 durch den Nationalpark Schwarzwald wanderte, konnte mit etwas Glück hohem Besuch begegnen: Das politische Flaggschiff Deutschlands, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, kam im Zuge seines Antrittsbesuches in Baden-Württemberg natürlich auch im Naturschutz-Flaggschiff des Landes vorbei. Ganze zwei Stunden war er, begleitet von seiner Frau Elke Büdenbender, Ministerpräsident Winfried Kretschmann und dessen Frau Gerlinde Kretschmann, den Leitern des Nationalparks, Dr. Wolfgang Schlund und Dr. Thomas Waldenspuhl, sowie einer Gruppe von acht Juniorrangern auf den Höhen des Nordschwarzwaldes unterwegs. Genug Zeit, um sich alle Besonderheiten der Tier- und Pflanzenwelt zeigen und erklären zu lassen. Eine Aufgabe, der die Juniorranger gründlich und begeistert nachkamen.
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben
Am Eutinggrab mit Blick auf den Wilden See trafen Steinmeier und Kretschmann außerdem auf die geladene Presse. „Herr Bundespräsident, Ihr Fazit zum Nationalpark?“ Ein bedeutendes und sicherlich wunderschönes Stück Natur, soviel meinte er bereits zu wissen. „Aber ich habe bisher ja noch nicht viel davon gesehen.“ (Stimmt. Der Großteil der Wanderung lag zu diesem Zeitpunkt noch vor ihm, was soll er also auf die Frage antworten… 🙂 )
Wenn der Bundespräsident kommt, wird hinter den Kulissen gewirbelt
Was hinter einem solchen Besuch alles an Vorbereitungen steckt, ahnt allerdings niemand, der der Gruppe zufällig begegnet ist. Um euch einen kleinen heiteren Blick hinter die Kulissen zu geben: Die Juniorranger hatten beispielsweise vom Zeitplan über den Gesprächsstoff bis hin zur Marschordnung den gesamten Besuchsverlauf akribisch vorbereitet. Was natürlich vom Besuch selbst schnell zunichte gemacht wurde. Denn wer will einem Bundespräsidenten schon vorschreiben, wofür er sich zu interessieren hat? Oder wo er stehen bleiben will? Aber Kinder sind, wenn es drauf ankommt, Meister der Improvisation. Entsprechend bunt gewürfelt und lebhaft lief die Gruppe dann tatsächlich durch den Park. (Was bestimmt allen mehr Spaß gemacht hat als ein Ablauf strikt nach Protokoll.)
Sicherheit durch echten Schnüffler
Oder die Presse: Allein das etwa zweiminütige, offizielle Pressetreffen am Eutinggrab unterlag strengsten Sicherheitsauflagen. Der belgische Schäferhund Sam, seines Zeichens Gefahrstoffschnüffler des Bundeskriminalamtes, ging mit seinem feinen Näschen zweimal das umfangreiche Gepäck der Journalisten bei Eintreffen am Ruhestein durch. Sämtliche Büros und Toiletten im Nationalparkzentrum waren ebenfalls gründlich von den Beamten (Mensch wie Hund) des BKA durchsucht und am Ende amtlich versiegelt worden. Treppauf und treppab zu den verschiedenen Kontrollen ging es nur unter den strengen Blicken der strategisch postierten Polizisten. Zum Treffpunkt fuhren wir gesammelt mit dem Schwarzwald-Bähnle. (Was ja an sich schon eine unterhaltsame Sache ist.) Und einsteigen durfte natürlich nur, wer ein Bändel des Bundeskriminalamtes am Handgelenk trug. (Das mussten übrigens auch alle Nationalparkmitarbeiter tragen, die sich zum Empfang des hohen Besuchs am Nationalparkzentrum am Ruhestein versammelten.)
Felix der Glückliche – Kinderreporter wurde besondere Ehre zuteil
Das große Los jedenfalls zog dann nicht etwa das Filmteam der SWR Landesschau oder ich als Vertreter des Nationalpark Schwarzwald Magazins, sondern Kinderreporter Felix vom Schwarzwälder Kinderboten. Der Viertklässler aus Freudenstadt war ganz vorne mit dabei, stellte forsch seine Fragen – und durfte den offensichtlich beeindruckten Bundespräsidenten tatsächlich noch spontan auf seinem weiteren Spaziergang begleiten. Angesichts der zeitgleich stattfindenden Matheklausur, die er für seinen Job ganz offiziell schwänzen durfte, genoss Felix diese Ehre sicherlich gleich doppelt. (Und auch wenn er sie dann nachschreiben muss: Dieses Erlebnis war es bestimmt wert… 🙂 )
Was auch ich nur ahnen kann: Wie viele E-Mails und Telefonate und Treffen wohl im Vorfeld hin und her gingen und organisiert werden mussten, damit dieser Besuch reibungslos ablaufen konnte. Ob der heiße Draht bis zum Wetterverantwortlichen reichte, wer weiß – bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen jedenfalls zeigte sich der Schwarzwald an diesem besonderen Tag auf jeden Fall von seiner schönsten Seite.
Manchmal ist es ganz schön, kein VIP zu sein…
Und trotz aller Vorbereitungsarbeit ist so ein Besuch eben auch eine tolle Sache für den immer noch sehr jungen Nationalpark. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er auch den aus Berlin angereisten Frank-Walter Steinmeier mit seiner besonderen Schönheit begeistern konnte. Und, ganz ehrlich: Ich bin froh, dass ich den Nationalpark genießen kann, wann immer ich will. Ohne Zeitplan und Personenschutz. 😉
Bilder: Franziska Schick, Daniel Müller/Nationalpark Schwarzwald