„Spricht man über Verkehr und Besucherströme in der Nationalparkregion, kommt leicht der Verdacht auf, dass bei uns zu viele Menschen unterwegs sind“, weiß Patrick Schreib. Doch die Besucher seien nicht das Problem, betont der Geschäftsführer der Nationalparkregion GmbH. Vielmehr sei es das Zuviel an Autos, das sich vorwiegend an den stark besuchten Ausflugszielen kumuliere. Gegensteuern soll die neue Kampagne „Wildparken“, Sie thematisiert das Problem mit einem Augenzwinkern, nicht mit dem pädagogischen Zeigefinger, und bietet gleichzeitig Lösungen an.
Dass Humor ein gutes Vehikel für ernste Themen sein kann, habe die Kampagne über die unbeliebten Naturbewohner gezeigt, so Schreib. Die ging zwei Jahre zuvor an den Start und pflanzte die Verrottungszeiten von „Maultäschle“ (Mundschutz), „Pappiges Becherlein“ (Plastikbescher) oder „Geknickter Dürstling“ (Trinkflasche) plakativ ins gemeine Wandergewissen. Ziel der neuen Kampagne ist es, mit Hilfe von Tagesgästen und Urlaubern die Ausbreitung lediglich einer Spezies einzudämmen, die im Habitat Nordschwarzwald nicht endemisch ist: der „Parkus nogo“ (Wildparker).
Patrick Schreib 47, ist gelernter Koch und diplomierter Betriebswirt – er ist verheiratet, Vater eines vierzehnjährigen Buben und eines elfjährigen Mädchens, beides Junior Ranger im Nationalpark. Von Ende 2008 bis Mitte 2022 war Schreib Tourismusdirektor von Baiersbronn. Er ist als Geschäftsführer der Nationalparkregion GmbH sowie der Schwarzwald Plus GmbH tätig, ebenso als Dozent an der DHBW Ravensburg, an dererüber einen dualen Ausbildungsweg auch studiert hat.
Unter dem Banner „wild & echt“ ermuntern die neuen Plakate dazu, die in enger Taktung patrouillierenden Regionalbusse zu nutzen. Entspannt anreisen ist die Devise, ohne lästige Parkplatzsuche am gewünschten Ziel. „Bewegung beginnt im Kopf“ titeln die Poster und visualisieren, dass Schneelawinen genauso wenig erwünscht seien wie Blechlawinen, oder dass Klapperschlangen in der geschützten Schwarzwaldnatur ebenso wenig vorkommen, wie es Autoschlangen sollten. Über OR Code öffnen digital mobile Wegstrecken und Fahrplanübersichten unmittelbar. Wer haptische Informationen vorzieht, wird an der Tourist-Information im Nationalparkzentrum fündig. „Besser wäre natürlich, wenn die Besucher sich schon vor der Anreise auf unserer Internetseite mit den autofreien Möglichkeiten vertraut machen oder einen Blick auf Webcams werfen, die an den Hotspots vorhanden sind“, wünscht sich Schreib. Dass Ausflüge oft nach Lust und Laune passieren, ist dem zweifachen Familienvater bewusst. Ganz nach dem Motto: „Fahr‘n mr mal, dann seh’n mr scho“. An Wochenenden oder Ferientagen sei man mit Spontaneität allerdings nicht gut beraten, weiß Schreib – gerade an Orten, die jeder kennt. Oft fehlt es nur an Ideen für einen Plan B. Die liefert die Kampagne auf Postkarten mit Hinweisen auf nahegelegene Alternativen. Wer beispielsweise am Mummelsee im Stau steht, könnte im 20 Kilometer entfernten Sasbachwalden mit Gleitschirm oder Sommerrodelbahn den Hang hinabgleiten. Ist es am Schliffkopf zu bevölkert, wäre der Blick über den Nordschwarzwald auch vom Buchkopfturm aus im 10 Kilometer entfernten Oppenau garantiert. „Die Möglichkeiten im Nationalpark und der gesamten Region sind so mannigfaltig, dass es keinen Grund gibt, sich auf die bekanntesten Ausflugsziele zu beschränken oder den Ausflug dem Zufall zu überlassen“, schwärmt Schreib, der selbst oft mit dem Mountainbike rund um seinen Wohnort Baiersbronn unterwegs ist.
DIE NATIONALPARKREGION SCHWARZWALD:
27 Gemeinden in drei Landkreisen bilden die Nationalparkregion Schwarzwald. Gemeinsam umschließen sie die 10.000 Hektar große Fläche des Nationalpark Schwarzwald. Darunter der Landkreis Freudenstadt mit Alpirsbach, Bad Rippoldsau-Schapbach, Baiersbronn, Freudenstadt, Loßburg und Pflanzgrafenweiler, der Ortenaukreis mit Achern, Bad Peterstal-Greisbach, Durbach, Kappelrodeck, Lauf, Lautenbach, Oberkirch, Oberwolfach, Ottenhöfen, Ottersweier, Oppenau, Sasbach, Sasbachwalden und Seebach und der Landkreis Rastatt mit Bühl, Bühlertal, Forbach, Gaggenau, Gernsbach, Loffenau und Weisenbach.