Der Rothirsch ist das größte wilde Landsäugetier Deutschlands. Mit einer Schulterhöhe von bis zu 1,50 Metern erreicht er ein Gewicht von bis zu 300 Kilogramm. Die Hirschkühe sind rund ein Drittel kleiner als die Männchen und tragen kein Geweih. Seinen Namen hat der Rothirsch von seinem rotbraunen Sommerfell. Das Winterfell ist graubraun.
Das auffälligste ist natürlich das Geweih aus Knochensubstanz beim männlichen Tier. Das Hirschgeweih wächst jedes Jahr aufs Neue und es dauert rund 100 Tage, bis es seine endgültige Größe hat. Solange es wächst, ist es von einer weichen, stark durchbluteten behaarten Haut, dem so genannten Bast, überzogen. Am Ende wiegt es rund 15 Kilogramm. Der Bast stirbt ab, der Hirsch streift ihn an Bäumen und Büschen ab. Nach der Brunftzeit wirft der Hirsch sein Geweih ab. Je älter das Tier ist, desto mehr Enden oder Sprossen hat sein Geweih. Ein Hirsch kann 17 bis 20 Jahre alt werden.
In der fünf- bis sechswöchigen Brunftzeit im September und Oktober kämpfen die Hirsche um die Vorherrschaft übers Rudel. Den stärksten, der dann beim Rudel bleibt und sich mit den Hirschkühen paart, nennt man Platzhirsch. Eine schwangere Hirschkuh gebiert nach rund 230 Tagen Tragzeit in der Regel nur ein Kalb.
Der Lebensraum der Rothirsche sind ursprünglich offene Landschaften. Sie fressen am liebsten Gras. Durch Straßenbau, Verkehr und Jagddruck haben sie sich bei uns jedoch weit in die Wälder zurückgezogen. Sie sind sehr intelligent, reagieren schnell auf Bedrohungen und geben das Wissen durch ihr verändertes Verhalten an ihre Jungen weiter. Zudem dürfen Hirsche in den meisten Bundesländern, auch in Baden-Württemberg, nur in amtlich ausgewiesenen Verbreitungsgebieten vorkommen, zum Beispiel im Schwarzwald. So sind die Hirsche gezwungen, Lichtungen und Waldränder zu meiden und sich im Wald hauptsächlich von Blättern, Zweigen, Sprossen und Rinde junger Bäume zu ernähren, was zu Schäden in der Forstwirtschaft führt.
Im Nationalpark Schwarzwald leben zirka 350 bis 370 Hirsche. Die Nationalparkverwaltung möchte dem Rothirsch schrittweise wieder seine natürliche Lebensweise in offenem Gelände ermöglichen. Deswegen wird die Jagd auf dem Nationalparkgelände reduziert und in einigen Jahren eingestellt. Gleichzeitig werden die Grinden erweitert, wobei teilweise Büsche und Hecken als Sichtschutz stehen bleiben sollen, damit sich die sehr scheuen Hirsche mit der Zeit wieder auf die Grasflächen wagen.
(Fotos: Walter Finkbeiner/Nationalpark Schwarzwald, Klaus Echle)