Der Nationalparkrat trifft grundsätzliche Entscheidungen über die Entwicklung im Nationalpark Schwarzwald. Der Ratsvorsitzende, Landrat Dr. Klaus Michael Rückert aus Freudenstadt, ist vom Erfolg und einer positiven Zukunft des Parks überzeugt.
Was hat Sie dazu motiviert, die Aufgaben des Vorsitzenden des Nationalparkrates zu übernehmen?
Dr. Rückert: Zum einen hatte ich mich schon lange intensiv mit dem Thema Nationalpark befasst. Nach dem Gutachten war ich überzeugt, dass er einen wirklich großen Mehrwert für unsere Region bedeutet. Zum anderen stellt der Landkreis Freudenstadt zwei Drittel der Fläche. Deshalb habe ich gerne Ja gesagt, als ich von den Kollegen gefragt wurde.
Welches sind die wichtigsten Aufgaben des Nationalparkrates? Welche haben Sie schon gestemmt und welche liegen vor Ihnen?
Dr. Rückert: Wir haben in allen grundsätzlichen Fragen, die den Nationalpark und seine Entwicklung betreffen, die Entscheidungskompetenz, außer bei der Höhe der Haushaltsmittel und den Personalstellen. Konkret hatten wir bisher zwei ganz gewichtige Entscheidungen zu treffen: Zum einen den Standort für das zentrale Informations- und Besucherzentrum auf dem Ruhestein festzulegen. Das gilt auch für die weiteren Einrichtungen wie zum Beispiel das Kleine Informationszentrum in Herrenwies und die verschiedenen Ranger- Stationen. Zum zweiten haben wir Anfang Februar die erste Gebietsgliederung zwischen Kernzone, Entwicklungszone und Managementzone verabschiedet. In den nächsten fünf Jahren wird der Nationalpark-Plan mit allen seinen Bestandteilen unser Schwerpunkt sein, zunächst werden wir uns hier um das Verkehrs- und Tourismus-Konzept kümmern.
Als Sie zum Ratsvorsitzenden gewählt wurden, sagten Sie, dass Sie die Menschen für den Nationalpark begeistern wollen. Wie gelingt Ihnen das?
Dr. Rückert: Ich glaube, wir können Begeisterung dadurch hervorrufen, dass wir die Bevölkerung wirklich dazu bringen, in den Nationalpark zu kommen und sich bewusst zu machen, welche Schätze und Schönheiten wir in unserer Natur haben. Wenn man beispielsweise am Ruhestein beim Euting-Grab steht und hinunterschaut zum Wilden See, dann kommen Begeisterung und Emotionen von ganz alleine. Aber wir müssen es schaffen, die Leute herzubringen. Vor allem mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten ist für mich die wichtigste Grundlage, um Begeisterung hervorzurufen.
Wie ist aus Ihrer Sicht mitt lerweile die Akzeptanz des Nationalparks in der Bevölkerung?
Dr. Rückert: Ich bin überzeugt, dass die Akzeptanz im ersten Jahr des Nationalparks gestiegen ist, ich sehe aber auch, dass noch sehr viel Skepsis und Zurückhaltung da sind. Ich glaube, es gibt einen beachtlichen Prozentsatz von Menschen, die zunächst gegen den Park waren, aber heute bereit sind, die Entscheidung zu akzeptieren und zu sagen: Jetzt warten wir mal ab, was ihr daraus macht. Ich bin den Gegnern mit dieser verhalten-abwartenden Einstellung dankbar, weil es von großer Fairness zeugt zu sagen: Jetzt lassen wir sie es mal beweisen.
Wie positionieren Sie sich im Hinblick auf die Landtagswahlen 2016? Die Ankündigung der CDU-Fraktion steht im Raum, bei einem Wahlsieg den Nationalpark zu verkleinern.
Dr. Rückert: Der Nationalpark ist so, wie er ist, hervorragend aufgestellt und ich bin gegen jede Veränderung, zumindest im Sinne dessen, was da aus der CDU-Landtagsfraktion zu hören ist. Ich bin auch der festen Überzeugung, dass der Nationalpark, bis sich eine Regierung welcher Couleur auch immer gebildet hat, so gut dasteht, dass da nichts passiert, auch wenn es wieder eine Regierung unter CDU-Führung geben sollte. Ich bedaure, dass sich da manche in der CDU-Fraktion so vehement positionieren. Aber ich sage auch: Jetzt gibt es eine neue Fraktionsführung und ich bin sicher, dass sich Herr Wolf und auch der Parteivorsitzende Herr Strobl dazu noch Gedanken machen werden. Ich habe da keine Sorge.
Wo halten Sie sich im Nationalpark am liebsten auf?
Dr. Rückert: Lieblingsplätze gibt es viele. Ich bin immer wieder begeistert über den Blick vom Euting-Grab auf den Bannwald, auf den See und auf die riesengroße zusammenhängende Waldfläche. Ich bin begeistert vom Schliffkopf und den dortigen Blicken in den Park hinein. Ich war vor kurzem in der Nähe des Buhlbachsees, wo es einen steilen Hangbereich mit wunderschönen Quellbächen und Natureindrücken gibt und ich fragte mich: Wozu reisen so viele Menschen Tausende von Kilometern, um etwas zu sehen, das vielleicht nicht einmal ganz so schön ist wie das, was wir hier haben? Jede Ecke des Nationalparks ist es wert, dort hinzugehen.
Wagen Sie zum Schluss noch einen Blick in die Zukunft: Wie sieht der Nationalpark Schwarzwald in 50 Jahren aus?
Dr. Rückert: 50 Jahre sind eine anspruchsvolle Vision. Ich bin mir sicher, dass sich bis dahin im Nationalpark in der Natur einiges verändert haben wird. Wir werden wieder in größerer Fläche Bilder wie im Bannwald sehen. Ich bin sicher, dass die Fläche nicht verkleinert sein wird. Und ich bin auch sehr zuversichtlich, dass bis dorthin die große Mehrheit der Bevölkerung hier in der Region hinter diesem Nationalpark steht und ihn auch mit Stolz als Teil der eigenen Heimat wahrnimmt. Und der Nationalpark Schwarzwald wird internationale Besucher anziehen mit einem tollen Besucherzentrum, das dann vielleicht zum ersten Mal renoviert sein wird.
(Fotos: Stefan Dangel)