Langsam steigt das Wasser, die Wehre oberhalb sind schon eine Weile geöffnet. Bedächtig bewegt sich das Floß vom Ufer in die Mitte des Flusses und kommt vor dem Gamber, einer flexiblen Staumauer, zum Stehen. Dann das Signal! Der Gamber hebt sich und mit großem Tosen rauscht das Wasser durch das nun entstandene Fahrloch. Jetzt ist die Erfahrung des Steuermanns gefragt, denn wie eine hölzerne Schlange stürzt das Floß durch das Wehr und gleitet auf der Flutwelle ins Tal in Richtung Rhein. Die Männer haben alle Hände voll zu tun, das tonnenschwere Ungetüm im Zaum zu halten. So muss man sich die beinharte und durchaus gefährliche Arbeit der Flößer vorstellen, die ehedem bis zu 600 Meter lange und sechs Meter breite Flöße durch das Kinzigtal steuerten. Ende des 19. Jahrhunderts wurde dieses faszinierende Handwerk allmählich von der Eisenbahn abgelöst.
Im Kinzigtal erinnert heute ein Flößerpfad an diese bewegte Vergangenheit. Bereits in den 90er Jahren entstand er in einem ersten Abschnitt zwischen Alpirsbach und Lossburg inklusive Beschilderung und Begleitheft. Hierin wurden die Informationen über die Flößerei auf wissenschaftliche Art und Weise zusammengestellt und den Besuchern und Einheimischen zugänglich gemacht.
In den Jahren 2010 bis 2012 wurde schließlich der zweite Abschnitt des Flößerpfads zwischen Alpirsbach und Wolfach aufgewertet. Außerdem entstanden auf dem Flößerpfad weitere Erlebnisangebote für große und kleine Besucher: so das Flößer-Geocaching (auch barrierefrei), den Audio-Guide zum Flößerpfad, Flößer-Erlebnisführungen mit den Schwarzwald-Guides sowie der Flößerteller in beteiligten Gastronomiebetrieben. Tradition hat inzwischen schon die 2012 ins Leben gerufene „Kinzigtäler Flößerwoche“, die mit besonderen Angeboten wie Holzfällaktion, Flößer-Brauchtumsabend und Flößerzeche zu einer touristischen Aktion geworden ist.