Wer auf schmalen Pfaden in die sich selbst überlassene Nationalparknatur eintauchen möchte, ist auf dem Wildnispfad am Plättig bestens aufgehoben. Viele Stürme, zuletzt Orkan Lothar, haben das Profil aus Sturmwurfflächen und dichtem Busch der gut 70 Hektar großen Waldfläche im Norden des Parks geformt. Die 3,5 Wegkilometer sind ein kleines Schwarzwaldabenteuer.
Vom Parkplatz Plättig ist der Einstieg in den Wildnispfad leicht zu finden. Eine Schautafel mit Specht weist den Weg, der im etwa 150 Jahre alten Bergmischwald schnell schmaler und düsterer wird. Stämme junger Bäume stehen Spalier und strecken sich Richtung Sonnenlicht, während viele ihrer älteren Artgenossen teils wie abgeknickte Streichhölzer im Ensemble stehen oder zu Boden gestreckt über dem Pfad liegen. Orkan Lothar hat am Plättig das Innerste nach außen gekehrt; viele der alten Riesen sind an jenem 26. Dezember 1999 gefallen. Je nach Tageszeit und Lichteinfall wirken deren Wurzelteller und Stümpfe wie Kobolde.
Dennoch sind Trittsicherheit, gutes Schuhwerk und robuste Kleidung auf dem Wildnispfad unerlässlich – genau wie eine gelegentliche Rast. Sitzgelegenheiten finden sich am Boden, eine auch in luftiger Höhe. Erklettern muss man den sogenannten Adlerhorst nicht. Eine Rampe führt auf die in sieben Meter Höhe gebaute Plattform, die sich wie ein großes Nest um einen Baumstamm wickelt. Wanderer pausieren hier windgeschützt und auf Augenhöhe mit den Kronen der umliegenden Bäume. Heidelbeersträucher und Erika mischen rote Akzente ins Grün und Braun des Waldes. Pilze bevölkern das Totholz, das auch Heimat vieler Insekten ist.
An manchen Passagen wirkt der Pfad wie in Erde und Gestein gefräst, ganz so, wie es über Jahrmillionen nur Wasser vermag. Möglich, dass es auch die Riesen waren, die einer Sage nach mit Granitfelsen gekegelt haben sollen. Diese sind vereinzelt im Wald zu finden, selbst aufeinandergestapelt wie Wollsäcke – besonders augenscheinlich am ebenso benannten Wollsackfelsen, der über Metallstufen und Seillauf sicher erklommen werden kann. Langsam wird der Pfad breiter bis zu einer Lichtung, der Märchenwiese. Den weiten Blick bis zum Himmel gewährt dort eine Holzplattform. Eine Rast lohnt sich hier, bevor die letzte Wegstrecke des Rundwegs zurück zum Ausgangspunkt führt. Wer dann noch nicht genug hat, kann vom Parkplatz aus den Luchspfad erkunden. Für Kinder ist der 2006 angelegte Wildnispfad jedenfalls problemlos machbar, für Senioren zum Teil schwierig. Doch Achtung: Bei Eis und Schnee ist der Weg gesperrt.