Nur ein knappes Jahr nach der Gründung des Nationalparks Schwarzwald vermeldete die Sonderbehörde eine „kleine Sensation“: Der Fund der „Zitronengelben Tramete“, eines knallgelben Pilzes, ließ die Fachwelt jubeln.
Der leuchtende Porling, der vor allem auf totem Fichtenholz wächst, wurde erstmals vom Bayerischen Pilzforscher Josef Christan in Baden-Württemberg nachgewiesen. „Ein richtig gutes Zeichen“, findet Dr. Marc Förschler, der die Abteilung für Ökologisches Monitoring, Forschung und Artenschutz im Nationalpark leitet. Natürlich müsse der Pilz schon vorher da gewesen sein – bislang war das Vorkommen dieser äußerst seltenen Art allerdings nur im Bayerischen Wald bekannt.
Die große Begeisterung um die Zitronengelbe Tramete erklärt sich aus ihrer Funktion als „Naturnähezeiger“. Heißt so viel wie: Wo sie wächst, müssen schon ziemlich urtümliche Bedingungen herrschen. Nicht nur viel totes Fichtenholz braucht sie zum Gedeihen, sondern auch den „Rotrandigen Baumschwamm“, eine andere Holz zersetzende Pilzart. Beide sind in Wirtschaftswäldern Mangelware
und vorwiegend in naturbelassenen Gebieten anzutreffen. Weil sich aber der Bannwald rund um den Wilden See seit bereits 100 Jahren zu einem urwaldnahen Biotop entwickeln darf, herrschen hier so gute Bedingungen, dass sich die Zitronengelbe Tramete im Nationalpark behauptet hat. Sie liefert also den Beweis, dass vom Menschen unbehelligte Reservate als Refugium für seltene Arten funktionieren und unabdingbar sind. In bewirtschafteten Waldgebieten ohne Totholz hätte die Tramete keine Chance. Anders herum gibt der Fundort der Wissenschaft nun weitere Aufschlüsse, welche Voraussetzungen sehr seltene Arten wie die Tramete zum Wachstum benötigen.
Der kürzlich gemachte Fund besitzt zudem eine interessante Pointe: Im Landtag Baden-Württemberg hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann vor knapp einem Jahr für den Nationalpark als Schutzgebiet für sehr seltene Arten geworben. Als Beispiel wählte Kretschmann ausgerechnet die Zitronengelbe Tramete.
(Fotos: Charly Ebel)