Sie bestimmen das Waldbild im Nationalpark Schwarzwald: Rund 70 Prozent der Bäume sind Fichten. Von den unterschiedlichen Arten kommt in Mitteleuropa und damit auch im Schwarzwald nur die „Gemeine Fichte“ vor. Sie wird 20 bis 40, in Ausnahmefällen auch 60 Meter hoch und kann bei Idealbedingungen bis zu 600 Jahre alt werden. Der Stamm kann dann bis zu 1,50 Meter Dicke wachsen. Die rotbraune, schuppige Rinde hat der Fichte auch die – eigentlich falsche – Bezeichnung „Rottanne“ eingebracht.
Die Krone ist im allgemeinen etagenartig aufgebaut und hat einen spitzen Wipfel. Ihre immergrünen Nadeln sind spiralig um die Zweige angeordnet – eines der klassischen Unterscheidungsmerkmale von den Tannen, deren Nadeln meist links und rechts des Zweiges verlaufen. An einem Fichtenbaum gibt es sowohl weibliche als auch männliche Blütenorgane. Die männlichen sind ein bis zwei Zentimeter lang, anfangs von purpurner Farbe, zur Reife gelb. Die Pollen werden vom Wind auf die weiblichen Blütenzapfen übertragen, aus denen dann die samengefüllten Zapfen der Fichte entstehen. Die Fichten blühen von April bis Juni, die Zapfen werden zwischen August und Dezember reif. Die Samen fallen erst im folgenden Frühjahr heraus und werden vom Wind verbreitet. Danach fallen die Zapfen ab.
Fichten sind ziemlich anspruchslos und bevorzugen kühlere, feuchtere Gegenden oder höhere Lagen. Im allgemeinen wurzelt die Fichte flach und ist deswegen windwurfgefährdet, wie heute noch an den Folgen des Orkans „Lothar“ von 1998 zu erkennen ist. Nur in tiefgründigen und gut durchlüfteten Böden bildet sie ein tiefer reichendes, stark verzweigtes Wurzelwerk.
Normalerweise hätte die Fichte am Wald nur einen geringen Anteil. Bevor der Mensch ab dem 18. Jahrhundert intensive Holzwirtschaft betrieb, gab es im Schwarzwald nur rund drei Prozent Fichten. Tanne und Buche waren die dominierenden Arten. Nachdem im Nationalparkgebiet Anfang des 19. Jahrhunderts fast der ganze Wald abgeholzt war und ein großer Waldbrand 2800 Hektar vernichtet hatte, bemerkten Forstleute die Erosion des Bodens und säten großflächig eine Mischsaat aus Fichte, Tanne, Lärche und Kiefer ein. Aber nur die Fichte gedieh. Das war den damaligen Forstwirten nicht unrecht, denn die Fichte ist für den Menschen wirtschaftlich viel einfacher anzubauen als Buche und Tanne. Sie wächst relativ schnell und kann schon in jungen Beständen geerntet werden. Deshalb wird sie auch als „Brotbaum der deutschen Forstwirtschaft“ bezeichnet.
(Fotos: Erich Westendarp/pixelio.de, Heinz Seehagel)