Die Kreuzotter wird auf der Roten Liste der Amphibien und Reptilien Deutschlands als stark gefährdet eingestuft. Lebensraumverlust, Landschaftszerschneidung, aber auch direkte menschliche Verfolgung haben dem Bestand stark zugesetzt. Eine Zusammenarbeit von Rangerinnen und Rangern des Nationalparks, regionalen Reptilienexpertinnen und Experten und der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz soll ab sofort im Rahmen eines einjährigen Pilotprojekts zum Schutz der seltenen Schlangenart beitragen.
„Die Zukunft der Kreuzotter liegt uns sehr am Herzen, denn sie ist auch auf unseren Grinden beheimatet und damit ein wichtiges Mitglied des Ökosystems unseres Schutzgebiets. Deshalb haben wir eine Tagung organisiert und Experten aus ganz Baden-Württemberg eingeladen“, sagt Marc Förschler, Leiter des Fachbereichs für Ökologisches Monitoring, Forschung und Artenschutz im Nationalpark Schwarzwald.
Diese berieten im März gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Nationalparks darüber, wie bei der langfristigen Beobachtung und Dokumentation des Kreuzotternbestandes zukünftig vorgegangen werden soll. „Ziel ist es, Trends über die Bestandsentwicklung, die Lebensraumanforderungen und die Gefährdungen dieser seltenen Schlangenart zu erkennen. Wir erhoffen uns dadurch, Bedrohungen frühzeitig zu registrieren, um rechtzeitig die geeigneten Schutzmaßnahmen einleiten zu können“, erklärt Förschler.
Dafür soll ein gemeinsames Monitoring-Programm sorgen. Während bislang ehrenamtliche Reptilienkenner die Tiere größtenteils individuell erfasst haben, wird dieses Einzelwissen zukünftig zusammengeführt. Zusätzlich werden auch die Rangerinnen und Ranger des Nationalparks ihre Sichtungen detailliert dokumentieren. Die gewonnen Daten werden anschließend in das Arten-Erfassungsprogramm der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) aufgenommen und werden so der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt.
Das auf ausgewählte Gebiete begrenzte Programm ist vorerst auf ein Jahr ausgelegt, soll bei Erfolg jedoch verlängert werden. „Es wäre schön, wenn unser Projekt anschließend als Modell für andere Regionen mit Kreuzotterbeständen wie beispielsweise der Schwäbischen Alb dienen würde“, hofft Förschler. Damit könnte die Population sogar überregional profitieren.
Hintergrund:
Die Kreuzotter gehört zu den Vipern und ist an ihrem dunklen Zickzackband, dem länglich dreieckigen Kopf und den senkrechten Pupillen gut zu erkennen. Sie wird zwischen 60 und 80 cm lang. Häufig sieht man auch die so genannte Höllenotter, eine schwarze Kreuzotter. Die Schlangen lieben Wald-Heide-Moor-Gebiete und sind im Nationalpark hauptsächlich auf den feuchten Bergheiden, den so genannten Grinden zu Hause. Auf ihrem Speiseplan stehen Mäuse, Frösche und Eidechsen. Kreuzottern sind zwar giftig, sie fliehen jedoch normalerweise sobald sie Bodenerschütterungen wahrnehmen.
Wenn im März der Schnee langsam schmilzt, kommt zunächst das Kreuzotter-Männchen aus seinem Winterquartier, um die Wärme der Sonne zu tanken. Nach der Frühjahrshäutung machen sie sich auf die Suche nach paarungsbereiten Weibchen, die in der Zwischenzeit mit den Jungtieren ihre Winterruhe ebenfalls beendet haben. Die Paarung erfolgt Anfang/Mitte Mai an traditionellen Paarungsplätzen. Nach dem Ende der Paarungszeit wandern die Männchen zu besonderen Sommerplätzen während die Weibchen sich weiterhin in der Nähe der Paarungsplätze aufhalten. Mitte August bis Ende September bringen die Weibchen durchschnittlich 7 bis 11 Junge zur Welt. Ab Oktober wandern die Reptilien in ihre Winterquartiere, wo sie bis März in einer Kältestarre verharren.
Fotos: Walter Finkbeiner