Vorerst hat Filmemacher Simon Straetker seinen Lieblingsplatz am Buhlbachsee. Wer weiß, ob es dabei bleibt? Denn selbst nach über einem Jahr Aufnahmearbeiten in der Natur entdeckt er immer wieder „fantastische neue Ecken“ im Nationalpark.
Kreuz und quer zog Simon Straetker im vergangenen Jahr mit seiner zehnköpfigen Crew über die Wege des Nationalparks, um unter dem Motto „Abenteuer Schwarzwald“ die Schönheit der Natur im Bild festzuhalten – in vier Kurzfilmen zu den Jahreszeiten und einem „Best of“-Video. Beeindruckende Sequenzen sind den jungen Filmemachern da gelungen. Ein Weberknecht wird in Nahaufnahme von einem herabfallenden Wassertropfen bombardiert – eine Kamera-Drohne fliegt knapp über die spiegelglatte Oberfläche eines dunklen Sees – im Zeitraffer-Schwenk dreht sich der helle Sternenhimmel über mächtigen Fichten. Klar, denkt sich der unbedarfte Autor. Wenn einer wirklich alle sehenswerten Stellen der 10.000 Hektar Nationalpark kennt, dann Simon Straetker! Also rein ins Gespräch.
Einer seiner liebsten Plätze, erzählt Simon, befinde sich am Buhlbachsee. „Erst letzte Woche waren wir wieder zum Drehen dort. Der Wanderweg runter zum See hat einfach etwas Schönes und es kommen kaum Menschen vorbei.“ Von einem „magischen Moment“ berichtet Simon, als ihre Kameradrohne über dem See aufstieg, von einer tiefhängenden Wolke verschluckt wurde, diese nach ein paar Metern wieder oben durchstieß. „Das waren phänomenale Bilder und wir haben unten Freudensprünge gemacht.“
Durch ihre großartigen Aufnahmen sind Simon und sein Geschäftspartner David Lohmüller mittlerweile eine wichtige Adresse, wenn die Nationalparkbehörde nach Bildmaterial gefragt wird. Vielfach sind ihre Filme auf offiziellen Seiten verlinkt, eine Menge wurde bereits über sie in den Medien berichtet: Badische Zeitung, Schwarzwälder Bote, SWR Landesschau.
„Uns war nicht bewusst, welchen Umfang das annimmt“, erzählt Simon. Denn den Gründern des Projekts „Abenteuer Schwarzwald“ geht es allein um die Vermittlung ihrer Botschaft: „Wir wollen jungen Menschen mit unseren Filmen zeigen, wie viel Schönheit in der Natur liegt. Sie sollen die gleiche Begeisterung empfinden, die wir spüren, wenn wir durch den Nationalpark wandern.“
Und das tun sie – wie gesagt – seit über einem Jahr sehr intensiv. Dann haben sie doch sicher alles gesehen, oder? Dazu meint Simon: „Eine der überraschendsten Erkenntnisse aus dieser Zeit ist für uns, wie groß der Nationalpark eigentlich ist, vor allem die Kernzone. Wir entdecken immer wieder Wege, Pfade und Stellen, die wir vorher nicht kannten.“ Wie bitte? Der Nationalpark misst doch gerade einmal zehn auf zehn Kilometer. Ihr hattet ein Jahr und seid zehn Leute und ihr seid immer noch nicht überall gewesen?
„Naja“ schmunzelt Simon, „als wir neulich nur drei Meter vom Weg entfernt mit einem Riesenstativ und Kamera Aufnahmen machten, kam eine Gruppe von Wanderern vorbei. Wir haben kurzerhand entschlossen, uns einfach mal nicht zu bewegen. Alle sind an uns vorbeigerannt, keiner hat uns bemerkt.“ Dann lacht Simon. „Ich glaube, selbst ein Elefant wäre denen nicht aufgefallen.“
Nach kurzer Pause fügt er wieder ernster hinzu: „Es geht eben darum, mit offenen Augen durch den Nationalpark zu laufen und verdammt aufmerksam zu sein. Denn es gibt nicht nur endlos viel zu entdecken, sondern auch unheimlich viel zu verpassen.“
Simons Sätze wirken nach, lassen grübeln. Also nochmal schnell in seine Filme reingeschaut: zwei kämpfende Ameisen in Großaufnahme, ein Sperlingskauz in Slow-Motion beim Anflug auf die Bruthöhle, ein Teichhuhn beim Abtauchen zwischen Seerosenblättern.
Plötzlich wird klar: Simons Crew findet ihre Lieblingsplätze doch eigentlich überall dort, wo sich „die Natur in ihrer ganzen Schönheit“ von einer Kamera einfangen lässt – und sei es auch nur für einen kurzen Moment.
Nur wenige dieser Momente, aneinandergereiht in einem Vier-Minuten-Video, können Menschen regelrecht verzaubern. Und auf einmal ist da Begeisterung, dass es noch zig Millionen Lieblingsplätze zu entdecken gibt – in einem Nationalpark, der plötzlich unendlich groß erscheint. Simons Botschaft ist angekommen.
Wie Simon zum Film kam
Simon Straetker begann 2009 im Rahmen des Jugendcamps „Pangaea“ in Neuseeland mit dem Filmen. 2014 schließlich wagte er den Sprung in die „Selbstständigkeit auf Probe“ und gründete die Firma „Simon Straetker Productions“. Im gleichen Jahr hob er mit dem Fotografen und Filmemacher David Lohmüller das Projekt „Abenteuer Schwarzwald“ aus der Taufe, das in fünf Kurzfilmen Baden-Württembergs Nationalpark in den verschiedenen Jahreszeiten zeigt.
Um junge Menschen zu erreichen, sind Straetker und Lohmüller vor allem online und in den Social Media präsent. Allerdings haben sie unlängst auch ihr erstes „Young Explorers Camp“ erfolgreich beendet, bei dem Jugendliche aus dem süddeutschen Raum eine Woche lang den Nationalpark bei einem intensiven Programm kennen gelernt haben und dabei viel über Filmemachen und Fotografie beigebracht bekamen.
(Fotos: Sven Löffler, Ana Barros)