Das Bedürfnis der Menschen nach Erholung und Bewegung in der Natur ist groß. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung verstärkt. Mit der wachsenden Zahl von Tagesausflüglern steigt auch der Druck auf die Natur und deren Bewohner. Verursacht wird er durch eine Vielzahl von Fehlverhalten. Das reiche von nicht angeleinten Hunden zu Paarungs- und Brutzeiten, über zurückgelassenen Müll bis zu geklauten Hinweisschildern, weiß Felix Rhein, Themenmanager für Natur und Wohlsein bei der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg. „Dass Großschutzgebiete immer beliebter werden, freut uns natürlich, doch die Freude darüber wäre größer, wenn das mit Respekt und Rücksicht geschehen würde“, ergänzt er.
Freundliche Übernahme
Um die Menschen im Land dafür zu sensibilisieren, wurden landesseits Maßnahmen überlegt. Bei Recherchen stieß Rhein auf die Kampagne #respectfornature der Schwarzwald Tourismus GmbH. „Das Rad neu erfinden, wäre Nonsens gewesen, zumal dieser Hashtag genau das aussagt, was wir kommunizieren wollten“. Deshalb habe er mit den Kollegen im Schwarzwald telefoniert, die sich über die freundliche Übernahme ihrer Initiative in den Großschutzgebieten Baden-Württembergs gefreut hätten. Die Folge: Seit Sommer 2021 wird gemeinsam und einheitlich kommuniziert, wie sich Gäste in der Natur zu verhalten haben. Das geschieht zeitgemäß und mit einer Prise Humor. Sei es über einen Outdoor-Knigge auf der Landesseite „WIR SIND SÜDEN“, über kurzweilige Videoclips, die seit gut einem Jahr auf YouTube unter dem gleichnamigen Hashtag zu finden sind, oder aber auf Instagram unter @naturebawu und auf den Profilen der Schutzgebiete geteilt werden. „Ein Hoch auf die Vesperbox“ weist beispielsweise darauf hin, wie sich Verpackungsmüll vermeiden lässt. „Bleib auf dem Weg“ veranschaulicht, dass Abkürzungen gefährlich sind, weshalb sie Böden verdichten oder wann sie Wildtiere stören. Insgesamt sieben Clips wurden bisher produziert.
Viel hilft viel
Manche Aktionen oder Regelungen im Land zahlen ebenso auf #respectfornature ein, ohne davon angestoßen zu sein. Etwa die Besucherlenkung im Nationalpark Schwarzwald oder die Aktion der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald und der Nationalparkregion Schwarzwald GmbH. Die etwa 300 Plakate weisen humoristisch auf die Verrottungszeiten menschlicher Hinterlassenschaften hin: Ein „Weißer Rotzling“ (Taschentuch) braucht dazu bis zu fünf Jahre, ein „Maultäschle“ (Mundschutz) schon 450 Jahre und ein „Geknickter Dürstling“ (Plastikflasche) 500 bis 1.000. Geht es nach Felix Rhein, kann es nicht genug kreative Ideen für solch wichtige Hinweise geben. Und das werde es auch, denn #respectfornature sei ein dynamischer Prozess und lange nicht abgeschlossen, verspricht er.