Vor rund einem Jahr wurde die „Nationalparkregion Schwarzwald“ gegründet – das Bündnis kümmert sich unter anderem um Entwicklung und Koordination des Tourismus rund um das Großschutzgebiet. Ein Gespräch mit Patrick Schreib, Sprecher und Geschäftsführer der Nationalparkregion.
Herr Schreib, wie ist die Arbeit der Nationalparkregion im ersten Jahr angelaufen?
Patrick Schreib: Sehr gut. Die Nationalparkregion ist ja keine Neukonstruktion, sondern ging aus dem „Verein der Schwarzwaldhochstraße“ hervor. Wir fangen also nicht bei null an, sondern arbeiten mit denselben bekannten Personen, Institutionen und Organisationen zusammen, nur unter einem
anderen Dach. Das letzte Jahr hat aber schon gezeigt, wie viel Power der Nationalpark für die Region mitbringt und wie viele neue Projekte dadurch entstehen: Der Tierpark an der Alexanderschanze oder die bald entstehenden Besucherzentren des Nationalparks. Diesen Schwung wollen wir mit Elan und Stärke mitnehmen, um jetzt die Zukunft zu entwickeln.
Welche Rolle spielt die Region für den Nationalpark?
Schreib: Viele der neuen Projekte entstehen außerhalb der eigentlichen Nationalparkfläche und somit nicht im Zugriffsbereich der Sonderbehörde. Also braucht es hier eine Struktur, um die Entwicklungen zu steuern und abzusichern. Das leistet die Nationalparkregion. Wir kümmern uns darum, dass der Nationalpark auch bei den Menschen ankommt – und die Region aus der Aufmerksamkeit, die er mit sich bringt, Wertschöpfung generieren kann.
Welche sind aktuell die wichtigsten anstehenden Aufgaben der Nationalparkregion?
Schreib: Wir möchten möglichst schnell das Tourismuskonzept für den Nationalpark abschließen. Hier wird es Workshops geben, in denen die bisherigen Ergebnisse zusammengeführt werden. Dann bereiten wir die Marketingmaßnahmen für das nächste Jahr vor. Ebenso nachdrücklich bringen wir gemeinsam das Partnerkonzept voran, um touristische Betriebe einzubinden. Drittens begleiten wir die Entstehung der neuen Besucherzentren, die bis 2018/19 errichtet sein sollen. Zudem arbeiten wir am Informationskonzept mit, in dem festgelegt wird, wo Infostelen, Hinweisschilder und Tafeln für Besucher errichtet werden. Und letztlich läuft parallel auch noch die Entwicklung des Verkehrs- und des Wegekonzeptes.
Das Tourismuskonzept wird dieses Jahr erst abgeschlossen. Konnten Sie bereits eine Wirkung des Nationalparks auf den Tourismus in der Region ausmachen?
Schreib: Ja, wir merken hier bislang vor allem eine Zunahme im Tagestourismus. Die Touren und Wanderungen sind merklich besser besucht. Die Aufmerksamkeit ist gestiegen, und die Menschen zeigen sehr viel Interesse wegen des Nationalparks. Wir als Region müssen jetzt daran gehen, mit den Betrieben und Leistungsträgern durch gemeinsame Vermarktung eine optimale touristische
Wertschöpfung zu erwirtschaften.
Welches touristische Profil möchten Sie für den Nationalpark entwickeln?
Schreib: Uns geht es um nachhaltigen Tourismus. Unser Anspruch ist, eine Exzellenzregion und Pilotregion für nachhaltige Mobilität zu werden und Standards zu setzen für alle Bereiche, die sich im Tourismus spiegeln: in ökonomischer, ökologischer und sozialer Hinsicht.
Konzentrieren Sie sich dabei auf bestimmte Zielgruppen?
Schreib: Wir haben von Anfang an gesagt, dass der Nationalpark ein Erlebnis für drei Generationen sein soll. Für alle Zielgruppen ist ein gemeinsamer Wertekanon wichtig, den wir hier optimal mit unseren Angeboten bedienen können. Um junge Menschen zu begeistern, hat die Region beispielsweise das „Young Explorers“-Camp sehr stark finanziell unterstützt. Das Projekt bietet jungen Menschen die Gelegenheit, den Nationalpark zu erkunden, Gleichgesinnte kennen zu lernen, sich zum Beispiel im Bereich Fotografie und Film weiterzubilden und den Naturschutzgedanken auf ihren weiteren Lebensweg mitzunehmen.
Letzte Frage: Wie würden Sie eine Woche Urlaub in der Nationalpark-Region verbringen?
Schreib: Es gibt so viel zu erleben, deshalb wäre meine Devise: von allem ein bisschen. Zuvorderst natürlich die Natur aktiv erleben, auf Wanderungen und per Mountainbike. Mein zweiter Schwerpunkt läge auf der Kultur, beispielsweise eine Besichtigung der Klosterruine Allerheiligen und ein Museumsbesuch. Nicht fehlen darf der Genuss von gutem Essen und Trinken. Auch die Unterkunft spielt natürlich eine zentrale Rolle. Mit Familie fiele meine Wahl hier entweder auf eine schöne Ferienwohnung oder eines unserer vielen hochwertigen Hotels – vermutlich eines mit Schwimmbad. Grundsätzlich kann ich empfehlen, für den Urlaub in der Region unsere Schwarzwald-Plus-Karte zu nutzen. Sie fasst die besten Highlights zusammen. Vom Back-Kurs für eine echte Schwarzwälder Kirschtorte bis zum Festspielhaus Baden-Baden.
ZUR PERSON
Patrick Schreib, 41, ist gelernter Koch und diplomierter Betriebswirt. Seit Ende 2008 ist er Tourismusdirektor von Baiersbronn. Ehrenamtlich ist er als Geschäftsführer der Nationalparkregion sowie der Schwarzwald Plus GmbH tätig.