Die Nationalparkregion birgt die meisten Karseen des Schwarzwalds als besonderen Schatz an Naturreservaten, aber auch als Schauplätze von Sagen und Legenden.
Einst holte das „Seemännle“ vom Huzenbacher See eine Hebamme aus dem Dorf, damit sie seiner Frau bei der Geburt helfe. Als es sie zum See geleitet hatte, schlug das Männle mit einer Rute auf die Oberfläche, das Wasser teilte sich und es erschien eine Treppe, auf der sie trockenen Fußes in den See hinabstiegen. Drunten lag das Seeweible in den Wehen, und die Hebamme entband es glücklich. Als das Seemännle die Hebamme entlohnen wollte, mochte sie nichts annehmen. Das Seemännle umflocht sie aber ganz mit Stroh, sie ließ es geschehen. Als sie wieder sicher am Ufer war, entfernte sie alles Stroh und ging nach Hause. Nur ein einziger Halm blieb hängen – und verwandelte sich in pures Gold. Sofort suchte sie nach dem übrigen Stroh. Vergebens.
Die dunklen Karseen im Schwarzwald waren den Menschen von jeher nicht geheuer. Sie empfanden sie als unergründlich tief und glaubten, sie verhüllten eine fremde Welt und seien von Wassergeistern bewohnt. Sie entstanden in der letzten Eiszeit, meist, wenn ein Gletscher sich über einen steilen Abhang oder eine Felswand, die Karwand, bewegte und darunter auf ebenen Grund stieß. Das Gletscherwasser und das Geröll, das er mit sich führte, höhlten ein Bassin aus, in dem nach der Gletscherschmelze das Wasser stehen blieb und bis heute weiter von Quellen, Bächen und Niederschlägen gespeist wird.
Karseen sind schwarze Waldaugen
Seen sind immer und überall ein beliebtes und faszinierendes Ausflugsziel – heutige Menschen empfinden eher Faszination als Unbehagen an den idyllischen „schwarzen Waldaugen“. Vor allem die Nationalparkgemeinde Baiersbronn ist mit Karseen gesegnet – fünf von zehn befinden sich auf ihrer Gemarkung, drei davon innerhalb der Nationalparkgrenzen: der Huzenbacher See, der Buhlbachsee und der Wilde See. Neben dem außergewöhnlichen Pflanzenreichtum ist der inselartige Schwingrasen aus Torfmoosen eine der Besonderheiten des Huzenbacher Sees. Über seiner Westseite erhebt sich die rund 160 Meter hohe Karwand.
Gespeist vom Buhlbach schmiegt sich der gleichnamige See idyllisch an seine rund 120 Meter hohe Karwand. Auch er trägt eine birkenbestandene, schwimmende Insel aus Torfmoosen, Sonnentau und Wollgras. Ein Rundweg erlaubt den Blick auf den See von allen Seiten. Der Wilde See wird auch Wildsee genannt, nicht zu verwechseln mit dem einige Kilometer entfernten Wildsee bei Kaltenbronn. An seinem Ufer ragt ebenfalls eine halbkreisförmige Karwand aus Buntsandstein fast 120 Meter in die Höhe. Das Gelände um den Wilden See ist seit über 100 Jahren Bannwald und seit 1939 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Dort wird die Natur also schon seit 1911 sich selbst überlassen.
Bewachsene Torfinseln
Die beiden anderen Karseen Baiersbronns heißen Ellbachsee und Sankenbachsee. Als ausgewiesenes Naturdenkmal ist der Ellbachsee von einer moorigen Verlandungszone umgeben, die ein Biotop für viele gefährdete Pflanzen und Tiere bildet. Auch hier schwimmt eine Torfinsel auf dem Wasser, auf der schon Birken wachsen. Die obligatorische Karwand misst hier 150 Meter. Am Sankenbachsee ist ausnahmsweise das Baden erlaubt, aber nur an der dafür ausgewiesenen Stelle. Der 40 Meter hohe, zweistufige Sankenbach-Wasserfall rauscht in den malerischen See. Ein Grillplatz mit Grillhütte lockt zum Picknick.
Wunderbare Ausblicke
Die Nationalparkgemeinde Forbach gibt sich auch nicht mit nur einem Karsee zufrieden. Als besonders romantisch gilt der Herrenwieser See wegen seiner Abgeschiedenheit und der gelben Teichrosen, die im Sommer blühen. Seltene Pflanzenarten bevölkern den Schwingrasengürtel am Ufer, deshalb grenzt ein Holzgeländer den hier verlaufenden Pfad ab. Der zweite See auf Forbacher Gebiet ist der weniger bekannte Schurmsee, wie die meisten Karseen von einem Naturschutzgebiet umgeben. Auch hier wachsen gefährdete Arten wie Pfeifengras, Stern-Segge, scheidiges Wollgras, rundblättriger Sonnentau, Schlamm- und Schnabel-Segge oder die gelbe Teichrose. Wie an fast allen Karseen lohnt sich hier der Aufstieg auf den Kamm der Karwand, von wo es wunderbare Ausblicke auf den See und die umliegenden Wälder und Berge gibt. Nur wenig abseits liegt der Blindsee, der jedoch so stark verlandet ist, dass er eher ein baumfreies Moor bildet, das nicht betreten werden darf.
Das „blaue Auge“ nennt man den Glaswaldsee, etwa auf halber Strecke zwischen der Nationalparkgemeinde Bad Peterstal-Griesbach und Bad Rippoldsau-Schapbach gelegen. Seinen Namen hat er aus dem 17. Jahrhundert, als im Seebachtal Glasflaschen für den Rippoldsauer Sauerbrunnen in einer Glashütte geblasen wurden.
Seerosen und Kunst
„Mummeln“ heißen die weißen und gelben Seerosen, die dem Mummelsee wohl seinen Namen gegeben haben. Er ist der bekannteste, meistbesuchte, am höchsten gelegene und älteste Karsee im Schwarzwald. Er liegt auf 1034 Metern Meereshöhe direkt an der Schwarzwaldhochstraße und gehört zur Nationalparkgemeinde Seebach. An seinem Ufer liegen das Berghotel Mummelsee und ein Schwarzwaldladen mit Holzofenbäckerei. An seinem Ufer, das zum Teil auf einem Holzsteg zu umrunden ist, führt ein Kunstpfad mit ausgefallenen Skulpturen entlang. Als einziger Karsee im Schwarzwald bietet er einen Bootsverleih.
(Fotos: www.schwarzwald-informationen.de [9], Baiersbronn Touristik[1])