Schönen Traditionen soll man frönen
Es ist mittlerweile eine feste Institution im Nordschwarzwald: Auch 2017 richten die Grindenbeweider mit ihren Rindern, Schafen und Ziegen, der Nationalpark Schwarzwald und das Nationalpark-Hotel Schliffkopf wieder gemeinsam das Grindenfest aus. Auf dem Schliffkopf dreht sich beim Grindenfest alles um die Beweidung dieser charakteristischen Hochweiden.
Was steht alles auf dem Programm?
Am Samstag, 19. und Sonntag, 20. August könnt ihr hier auf Exkursionen zu den Weidetieren gehen. Denn natürlich stehen die Rinder, Schafe und Ziegen, die hier oben unermüdlich ihre (Fraß-)Arbeit verrichten, im Mittelpunkt. Es gibt aber auch einen kleinen Bauernmarkt mit regionalen Spezialitäten: Säfte, Marmelade, Getöpfertes, Gefilztes und Gedrechseltes könnt ihr hier finden. Nebendran lockt ein buntes Kinderprogramm rund um das Thema Tiere und Natur. Wer lieber nur schlendert und schaut, der kann beim Schafscheren zuschauen oder – bei klarem Himmel – auf eine Sternenwanderung gehen.
In diesem Jahr wird auch wieder das Ökomobil des Regierungspräsidiums Karlsruhe beim Grindenfest sein. Mit Lupen, Mikroskopen und anderen Geräten könnt ihr so überraschende und spannende Einblicke in die Natur der Grinden bekommen. Etwas lauter wird es beim Motorsägenkünstler Michael Hess zugehen, wenn vor euren Augen die tollsten Kunstwerke aus Holz entstehen. Und keine Sorge: Mit dem Nationalpark-Hotel Schliffkopf als direktem Nachbarn seid ihr hier auch bei Hunger- und Durstattacken bestens versorgt – unter anderem mit Spezialitäten vom Weiderind und Grindenlamm.
Am Sonntagmorgen dann gibt’s auch geistige Nahrung: Wie in jedem Jahr findet um 10.45 Uhr der ökumenische „Gottesdienst im Grünen“ auf dem Schliffkopfgipfel statt. Gestaltet von der evangelischen Kirchengemeinde aus Baiersbronn/Obertal und der katholischen Kirchengemeinde aus dem Achertal.
Ein Tipp von uns zur Grindenfest-Anfahrt:
Da die Parkplätze beim Schliffkopf und an der Schwarzwaldhochstraße knapp werden können, kommt ihr besser und entspannter als Wanderer, mit dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Grindenfest. Bei Fragen könnt ihr euch gerne an das Nationalparkzentrum Ruhestein wenden: per Telefon unter der Nummer +49 7449 92998-444. Oder per E-Mail.
Bilder: Thomas Dobrzewski, Franziska Schick, Bettina Kimmig, Nationalpark-Hotel Schliffkopf
Wissenswertes zu den Grinden
Namen gebend für den Grindenschwarzwald zwischen Kniebis und Baden-Baden sind die waldfreien Bergheiden auf den Gipfellagen der Berge des Nordschwarzwaldes. Wild und von rauer Schönheit sind sie. Und erinnern mit ihren Latschenkiefern, Beersträuchern, Heidekraut- und Bocksergrasflächen an Skandinavien. Diese wilde Landschaft hat aber – und das bleibt vielen Besuchern verborgen – einen Großteil seiner Entstehung menschlichen Tuns zu verdanken. Schon im 14. Jahrhundert wurden die Hochlagen von den Bauern aus den Gemeinden der Täler gerodet und mit Hinterwälder Rindern und Ziegen beweidet. Das Zusammenspiel der jahrhundertelangen Beweidung und Brandrodung, die hohen Niederschläge und schließlich der geologische Untergrund mit Buntsandstein haben die Grinden zu dem gemacht, was wir heute kennen und schätzen: waldfreie Bergheiden.
Als die Beweidung Ende des 19ten Jahrhunderts und auch die Mahd nach dem Zweiten Weltkrieg zum Erliegen kam, waren es Bürger der Region (freiwillige Helfer von Bergwacht, Schwarzwaldverein und anderer Organisationen), die sich seit den 1960er Jahren alljährlich zur Schliffkopfaktion trafen und der Grinden annahmen. Durch einen Pflegeeinsatz wird das Wiederzuwachsen verhindert, und so die Grinden offen gehalten.
Seit 1995 wird die Schliffkopfaktion durch die Wiederaufnahme der Beweidung unterstützt. Waren einst über 2.000 ha der Schwarzwaldgipfel waldfrei, so sind es heute nur noch ca. 200 ha, die durch die Beweidung mit Hinterwälder Rindern und widerstandsfähigen Schafrassen offen gehalten werden. Für die Weidebetriebe, die hier oben die hervorragende Landschaftspflege durchführen, ist die Arbeit auf den Grinden kein Zuckerschlecken. Raues Klima, derbes Futter und manchmal viel Verkehr auf der B500 machen das Beweiden der Grinden nicht einfach.