Urwald Schwarzwald? Wie der unberührte Wald einst ausgesehen haben mag, ist kaum noch nachvollziehbar. Denn der Schwarzwald war Nutzfläche, solange die Menschen dort heimisch waren. Schon die nacheiszeitlichen Jäger und Sammler haben die Wälder des Nordschwarzwalds für sich genutzt. Sie legten Brände zur Verbesserung ihrer Jagdgründe. So entstanden Lichtungen im Wald, auf denen Wildtiere grasen – und leichter gejagt werden – konnten. Im Laufe der Zeit rotteten die Jäger die großen Pflanzenfresser nach und nach aus, wodurch sich auch die Wälder wieder stark veränderten.
Vor 1000 Jahren war das gesamte Nationalparkgebiet dann mit dichten und artenreichen Wäldern bedeckt, viele Baumriesen darin waren ebenso alt. Nur Stürme, Brände, Wildtiere und Insekten schufen größere Lichtungen im dichten Wald. Etwa ein Drittel der Bäume war abgestorben, ihre Stämme standen als mächtige Säulen noch über Jahrzehnte, bevor sie zusammenbrachen und den Wald fast undurchdringlich machten. In den Lücken wuchsen wieder junge Bäume heran. Der Wald veränderte sich also ständig.
In den tieferen Lagen dieser Urwälder wuchsen vor allem aus Buchen und Eichen, während in den Hochlagen oberhalb von 800 Metern Tannen und Buchen häufig waren. Fichten gab es deutlich weniger als heute, sie wuchsen vor allem in den kälteren Hochlagen. Dauerhaft frei von Wald waren nur die Moore, Felsen und Blockhalden.
Die ersten Dauersiedlungen entstanden im Nordschwarzwald vor etwa 1000 Jahren. Und der Schwarzwald wird seither intensiv genutzt: Rodung der Hochflächen, Beweidung und Flößerei zerstörten die Urwälder nach und nach fast vollständig. Die seit rund 250 Jahren wieder aufgeforsteten Wälder sind nicht mit den ursprünglicheren „Urwäldern“ vergleichbar. Vor allem die Moore, Kare, Felsen, Blockhalden und einige Bannwaldgebiete vermitteln aber einen kleinen Eindruck von der Urlandschaft des Schwarzwaldes. Im Nationalpark Schwarzwald hat mit der Gründung im Januar 2014 nun eine neue Ära begonnen: In den Kerngebieten darf sich der Schwarzwald wieder ungestört von Menschenhand entwickeln. Er wird, so der bekannte Slogan des Parks, schon bald wieder „Eine Spur wilder“ werden.
Quelle: Nationalpark Schwarzwald