Hundseck, Alexanderschanze, Schliffkopf, Ruhestein: Oft macht man sich über die Namen im Nationalparkgebiet keine Gedanken. Aber viele haben oder erzählen eine Geschichte. In dieser Serie befassen wir uns mit den zum Teil ungewöhnlichen Namen.
Heute: die Verkehrs-Hauptschlagader Schwarzwaldhochstraße.
Die Schwarzwaldhochstraße ist aus dem Südwesten Deutschlands nicht mehr wegzudenken. Man hat den Eindruck, sie sei schon immer da gewesen und gehöre zum Nordschwarzwald wie Tannen und Fichten. Tatsächlich ist es fast so. Entwickelt hat sich die Panoramastraße mit dem einprägsamen Namen aus einem Netz von Saumpfaden, Viehtrieben und Holzabfuhrwegen des 19. Jahrhunderts. Diese Wege entstanden, um auch aus schwer zugänglichen Bereichen des Nordschwarzwaldes Holz zu holen.
Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts war ein umfangreiches Wegenetz vorhanden – und teilweise auch mit Motorkraftwagen befahrbar. Das wurde damals von den Wanderern allerdings stark kritisiert. Ab 1907 gab es eine regelmäßige private Autokraftverbindung zwischen Freudenstadt und Achern sowie von Baden-Baden und Bühl in die sogenannten Bühler Höhengebiete. Ab 1925 wurden Abschnitte der Höhenstraße mit den Bussen der Reichskraftpost regelmäßig befahren.
Vermutlich vom amerikanischen Wort Highway inspiriert
Es dauerte weitere fünf Jahre, bis sich der Bürgermeister von Bühl, Dr. Edwin Grüninger, der sich für die Verkehrsverbindung zwischen Baden-Baden und Freudenstadt engagierte, mit „List und Tücke“ durchsetzen konnte. Am 07. Juli 1930 erfolgte der erste Spatenstich und bereits am 08. November 1930 konnte das mit Verve erkämpfte „Herzstück“ der Höhenstraße unter Anwesenheit vieler prominenter Gäste mit einer Feier am Kurhaus Hundseck eingeweiht werden. Grüninger bezeichnete in seiner Rede diese Strecke mit Schwarzwaldhochstraße. Wer der tatsächliche Urheber des Namens war, ist aus der Aktenlage allerdings nicht genau ersichtlich.
Fakt ist jedoch, dass Grüninger im Kreisausschuss des Landkreises Baden saß, dessen Vorsitzender Ernst Schneider der Bürgermeister von Gaggenau war. Der Bau der Straße wurde hier heftig diskutiert. Nach Erzählungen von Schneiders Tochter war sie auch innerhalb der Familie immer wieder ein Thema. Ihr Vater habe in der Zeitung vom Bau der „Trans-American-Highway“ gelesen. Der Name habe ihn derart fasziniert, dass die Idee geboren wurde, auch die Straße über die Kämme des Nordschwarzwaldes mit einem griffigen Namen aus dem Straßeneinerlei herauszuheben.
Geeignet, den Fremdenverkehr zu steigern
Grüninger bezeichnete das Bühler Höhengebiet und die Straße immer als „Balkon der goldenen Au“, da der Blick von hier oben auf ihn erhaben und inspirierend wirkte. Die mittelbadische Zeitung „Acher- und Bühler Bote“ schrieb damals: „Die neue Höhenstraße, die nach dem Verlassen der Baden-Badener Gemarkung unausgesetzt in Höhen von 700 bis 1.000 m verläuft, Täler vermeidet, und in wechselnder Aussicht die schönsten Gegenden erschließt, […] [ist] als Sehenswürdigkeit und Anziehungspunkt geeignet […], den Fremdenverkehr zu steigern […].“
Heutzutage ist die Schwarzwaldhochstraße aus dem Landschaftsbild und den touristischen Konzepten der Region tatsächlich nicht mehr wegzudenken. Der Strom der täglichen Fahrzeuge ist mittlerweile extrem. Wolfgang Schlund, Leiter des Nationalparks Schwarzwald: „Wir möchten allen Besuchern die Naturschönheiten zugänglich machen. Die Schwarzwaldhochstraße ist deshalb auch für uns sehr bedeutend. Im Sinne des Naturschutzes und der Einschränkung des Verkehrslärms für Erholungssuchende bitten wir aber: Nutzen Sie, wenn irgend möglich, den öffentlichen Personennahverkehr. Auch so kommen Sie an Ihr Ziel – und können als Mitfahrer die Schwarzwaldhochstraße und die fantastischen Ausblicke entlang des Weges entspannt genießen.“
Bilder: Stadtarchiv Baden-Baden