Wo gehobelt wird, da fallen Späne2. Das Eisen schmieden, solange es heiß ist3. Da ist Hopfen und Malz verloren.4 Gehört haben wir diese Redensarten, die fest in der deutschen Sprache verankert sind, alle schon. Was die meisten von uns hingegen nicht wissen: Ein Großteil dieser anschaulichen Redewendungen stammt aus handwerklichen Berufen. Denn Handwerk hat das Leben und den Alltag der Menschen über Jahrhunderte hinweg geprägt.
Faszination altes Handwerk
In Alpirsbach, einem der Tore zur Nationalparkregion, lässt sich die Faszination Handwerk in ganz besonderer Weise erleben. Gleich drei traditionelle Handwerksberufe geben Besuchern hier einen Einblick in ihr Schaffen und ihre Geschichte. Und das Beste: Die Alpirsbacher Glasbläserei, die historische Druckerei und das Brauereimuseum liegen allesamt in fußläufiger Entfernung und können mühelos an einem Tag erkundet werden!
Offizin – die historische Druckerei
Die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg gilt als eine der bedeutendsten Errungenschaften der Menschheit. Was für ein faszinierendes Handwerk! Und mit welch rasender Geschwindigkeit sich diese Erfindung weiterentwickelt hat. Das Alpirsbacher Offizin – historische Druckerei und Museumswerkstatt in einem – gewährt den Besuchern einen Einblick in die Welt des Buchdrucks. Führungen durch das mit viel Liebe gestaltete kleine Museum sind nach telefonischer Voranmeldung möglich. Darüber hinaus können Interessierte hier auch selbst drucken. Besonderes Highlight des Offizins ist übrigens der Nachbau einer historischen Gutenberg-Presse aus jahrhundertealten Eichenbalken.
Infos & Anmeldung:
mail@alpirsbacher-offizin.de, Telefon 07444-3915 (Maite Kilgus)
Alpirsbacher Offizin, Ambrosius-Blarer-Platz 1 (im Erdgeschoss der Alpirsbacher Galerie)
www.alpirsbacher-offizin.de
Die Glasbläserei
Die Kunst des Glasfertigens ist eng mit dem Schwarzwald verbunden. Für die Produktion benötigten die Glashütten Unmengen an Holz – deshalb wurden sie meist inmitten von Wäldern errichtet. Heute blickt das filigrane Handwerk im Schwarzwald auf eine jahrhundertealte Tradition zurück: Die ersten Glashütten entstanden hier bereits im 12. Jahrhundert!
Die 1984 eröffnete Alpirsbacher Glasbläserei hat es sich zum Ziel gesetzt, dieses traditionsreiche Handwerk am Leben zu erhalten und zu pflegen. Für Besucher ein lohnender Ausflug: Sie erfahren nicht nur viel über die Geschichte und die Kunst des Glasfertigens, sondern können dem Glasbläsermeister Horst Giesa vor Ort auch bei der Arbeit über die Schulter blicken.
Infos, Öffnungszeiten & Anmeldung zur Vorführung:
glasblaeserei-alpi@t-online.de, Telefon 07444-6009
Alpirsbacher Glasbläserei, Krähenbadstraße 3
www.glasblaeserei-alpirsbach.de
Das Brauereimuseum
„Wer kein Bier hat, hat nichts zu trinken.“ Dieser flotte Spruch stammt von keinem Geringeren als Martin Luther. Ganz so streng wollen wir es nicht nehmen. Aber dass wir Deutschen beim weltweiten Bierkonsum ganz vorne mit dabei sind, ist ja kein Geheimnis. Das Bierbrauen wird bei uns folglich auch weniger als Handwerk, denn als Kunst betrachtet. Und der kann man sich im Brauereimuseum von Alpirsbacher Klosterbräu kurzweilig annähern.
Exponate, historische Maschinen und Werkzeuge demonstrieren, wie der Brauprozess funktioniert und wie sich das Brauwesen im Lauf der Zeit entwickelt hat. Im alten Sudhaus werfen die Besucher dem Biersieder einen Blick über die Schulter. Und zum krönenden Abschluss der Führung gibt’s – wie sollte es anders sein – ein frisches Bier vom Fass.
Infos & Anmeldung zur Führung für Gruppen
brauwelt@alpirsbacher.de, Telefon 07444-67149
Alpirsbacher Klosterbräu Brauereimuseum, Marktplatz 1 (Treffpunkt: Info-Zentrum Brauerei)
www.alpirsbacher.de/brauwelt
Die Museumsführungen finden in der Regel täglich um 14.30 Uhr statt. Größere Gruppen werden um Voranmeldung gebeten.
Also, warum einen Besuch in Alpirsbach auf die lange Bank schieben5? Ihr wisst jetzt wo der Hammer hängt6 – packt das heiße Eisen einfach an7! Wir versprechen euch: Ihr werdet außer Rand und Band sein8!
Und, woher kommen nun die ganzen Redensarten?
* Das schlägt dem Fass den Boden aus (meint: Das ist doch eine Frechheit). Stammt aus dem Brauwesen. Städtische Beamte schlugen einem Bierfass im Mittelalter den Boden aus, wenn das Bier nicht den Vorschriften entsprach.
2 Wo gehobelt wird, da fallen Späne (meint: Jede Arbeit hat auch unangenehme Nebenerscheinungen). Stammt aus der Tischlerei.
3 Das Eisen schmieden, solange es heiß ist (meint: Nicht zögern, sondern im richtigen Moment handeln). Stammt aus dem Schmiedehandwerk. Eisen lässt sich nur in heißem Zustand gut formen.
4 Da ist Hopfen und Malz verloren (meint: Da ist alle Mühe vergebens). Stammt – natürlich – aus dem Brauwesen. Misslingt die Mischung der Grundstoffe Hopfen und Malz beim Bierbrauen, ist das Resultat völlig unbrauchbar.
5 Etwas auf die lange Bank schieben (meint: Etwas mit Absicht verzögern). Stammt aus dem Gerichtswesen – die Justizerei galt schon immer als langsam und schwerfällig!
6 Wissen wo der Hammer hängt (meint: Wissen was zu tun ist). Stammt aus der Tischlerei.
7 Ein heißes Eisen anpacken (meint: Ein heikles Thema zur Sprache bringen). Stammt aus dem Schmiedehandwerk. Wer ein heißes Eisen anfasst, läuft Gefahr sich zu verbrennen.
8 Außer Rand und Band sein (meint: wild und außer Kontrolle sein). Stammt aus der Küferei. Fässer waren oben und unten durch einen hölzernen Rand eingefasst und in der Mitte durch ein eisernes Band zusammengehalten; fehlten diese Bestandteile fiel das Fass auseinander.