Armband an und ab in den Nationalpark, ein bisschen spazieren gehen – und alles im Namen der Wissenschaft! Hört sich nicht schlecht an, oder? Das haben sich bestimmt auch die 111 Freiwilligen sofort gedacht, die bei der Armbandstudie des Nationalparks Schwarzwald mitgemacht haben. Das Ziel war, herauszufinden, welche Wirkung so ein entspannter Gang durch die pure Natur wohl auf den Menschen hat.
Und siehe da:
Es tut einfach nur gut, sich draußen im Grün zu bewegen!
Gut, das Gefühl, dass es uns gut tut, hatten wir alle wohl sowieso schon. Weswegen sonst zieht es so viele Menschen zur Entspannung und zum Durchatmen nach Draußen? Jetzt aber ist es eben erstmals auch wissenschaftlich belegt: Ein Besuch im Nationalpark fördert die Gesundheit.
Armbandstudie: Was ist das?
Die Freiwilligen ließen sich für die erste Feldstudie im vergangenen Sommer von Dr. Kerstin Ensinger, Psychologin am Nationalpark Schwarzwald, mit Sensorarmband und Frage-App ausrüsten und auf einen festgelegten Rundweg in den Park schicken. Nach Auswertung der großen Datenmengen kann Ensinger, die den Bereich Erholung und Tourismus im Nationalpark leitet, eines klar sagen:
„Am Ende ihres Spaziergangs fühlten sich alle entspannter.“
Aber nicht nur das Fühlen wurde abgefragt in der Armbandstudie: Auch die physiologischen Daten wurden gemessen und belegen diesen Effekt. „Die Menschen können sich bei einem Aufenthalt im Nationalpark ganz offensichtlich gut erholen und ihre Sorgen vergessen – das ist für die Gesundheit sehr bedeutsam“, ergänzt Ensinger.Übrigens wurden die Daten an Standorte gekoppelt – alle Freiwilligen hatten auch einen GPS Sender dabei. So wollten die Forscher in Erfahrung bringen, in welchem Bereich des Parks die Entspannung am größten war.
Wilde Natur noch effektiver?
Auf ihrem Rundweg passierten die Testpersonen vier nationalparktypische Landschaften: einen kultivierten Wald, einen Pfad mit Heidelbeervegetation, einen Bannwald mit Totholz und offene Grinde. „Auffällig war, dass der Entspannungseffekt beim kultivierten Wald deutlich geringer war als bei den drei anderen Stationen“, berichtet Ensinger.
„Das könnte darauf hindeuten, dass sich Menschen in einem etwas wilderen Wald noch besser erholen.“
Vor Beginn des Spaziergangs hatte die Psychologin außerdem eine Gruppe zehn Minuten in Achtsamkeit geschult – die zweite Gruppe kam erst am Ende des Rundwegs in diesen Genuss. Ergebnis: Wer sich vor Antritt mental gesammelt hatte, konnte von dem Ausflug noch stärker profitieren und seine Sorgen deutlich besser vergessen. Nationalparkleiter Wolfang Schlund muss da nicht lange überlegen, wie sich diese Forschungsstudie praktisch nutzen lässt. „Das sollten wir unbedingt auch bei unseren Führungen berücksichtigen – denn viele unserer Gäste haben eine stressige Anreise hinter sich.“ Sie brauchen vielleicht erst einen Moment der Ruhe, um sich auf das Naturerlebnis einstimmen zu können.
Ensinger wird mit ihrem Team weiter an diesem spannenden Thema forschen. „Das war ein erstes Pilotprojekt, sozusagen ein Laborversuch im Freien“, sagt sie. Und hat bereits viele Ideen, wie sich der Erholungseffekt und die langfristige Wirkung eines Nationalparkbesuchs – beispielsweise über Herzfrequenz und Hormontests – noch genauer untersuchen lassen.