Der Frühling naht – und mit ihm die ersten großen Wandergruppen im Schwarzwald. Diese Wanderer ziehen allerdings nicht fröhlich ausschreitend in bunter Wanderkleidung ihrer Wege. Im Gegenteil sind diese Gesellen klein, meist farblich sehr gut getarnt und hüpfen oder kriechen dicht am Boden entlang. Die Rede ist von Amphibien (Lurche). Denn sobald der Schnee geschmolzen ist und die Temperaturen nachts deutlich über dem Gefrierpunkt liegen, beenden sie ihre Winterruhe. „Als erstes sind die Grasfrösche Mitte März bis Anfang April unterwegs zu ihren Laichgewässern. Etwas später folgen Erdkröten, Molche und andere Amphibien“, berichtet Marc Förschler, Leiter des Fachbereichs Ökologisches Monitoring, Forschung und Artenschutz im Nationalpark Schwarzwald.
Doch während ihrer Wanderung warten einige Gefahren auf die Tiere:
Beim Überqueren von Straßen können sie überfahren werden. Auch Müll, Dünger, Umweltgiften und Pilzerkrankungen in Gewässern sind sie ausgesetzt. Nicht zu vergessen: Auch die zahlreichen natürlichen Feinde, vor allem Fische, freuen sich über das große Nahrungsangebot. Wir können den Amphibien bei ihrer schwierigen Wanderung zumindest helfen, besser zu überleben: „Wir bitten die Gäste im Nationalpark darum, die Tiere nicht zu stören und die Uferbereiche von Gewässern nicht zu betreten. Radfahrerinnen und Radfahrer sollten in dieser Zeit auf Waldwegen besonders vorsichtig fahren“, so Förschler.
Hintergrund
Grasfrösche (Rana temporaria)
Grasfrösche benötigen langsam fließende Gewässer mit flachen, sonnigen Uferbereichen, umgeben von feuchteren Wäldern oder Wiesen. Die Amphibien treffen fast zeitgleich an ihren Laichgewässern ein und bilden dort so genannte Laichgesellschaften. Ihre Laichballen mit 2000 bis 3500 Eiern liegen an der Wasseroberfläche. Nach dem Laichen wandern die Frösche zurück zu ihren Lebensräumen an Land, wo sie sich vergraben und ausruhen.
Ende April/Anfang Mai beginnt für die Frösche die Sommerzeit, oft nehmen sie erst dann wieder Nahrung auf. Grasfrösche sind überwiegend nachtaktiv und ernähren sich unter anderem von Schnecken, Würmern und Gliederfüßern. Tagsüber verstecken sie sich zum Beispiel in Totholz- oder Laubhaufen. Aus dem Laich entwickeln sich nach drei bis vier Wochen die Larven, besser bekannt als Kaulquappen. Rund drei Monate später ist die Umwandlung von der Kaulquappe zum Jungfrosch abgeschlossen, und die kleinen Frösche erobern sich neue Lebensräume an Land. Übrigens: Auf ein lautes Froschkonzert wartet man bei dieser Art vergeblich. Ihnen fehlen äußere Schallblasen, die ihre Stimme verstärken. 🙂
FFH-Gebiete
Auf europäischer Ebene verpflichtet die EU ihre Mitgliedsstaaten, die biologische Vielfalt durch die Ausweisung von Schutzgebieten (FFH-Gebiete) zu erhalten. Viele Amphibienarten sind so genannte FFH-Arten und genießen besonderen Schutz. Lokal sollen unter anderem nächtliche Straßensperrungen oder Krötenzäune helfen, die Amphibien zu schützen. Das Land Baden-Württemberg hat zusammen mit weiteren Partnern das Projekt „Landesweite Artenkartierung – Amphibien und Reptilien“ ins Leben gerufen. Wer ehrenamtlich mitmachen möchte, findet hier online weitere Informationen.
Bilder: Carmen Richter/Nationalpark Schwarzwald