Bernd Leix hat Urlaub und deshalb Zeit, über sein Hobby zu sprechen. Ein Förster, was macht der wohl in seiner Freizeit? Wandern? Fotografieren? Sicherlich alles sehr schöne Beschäftigungen, aber Bernd Leix beobachtet lieber die Menschen um sich herum – und schreibt dann darüber. In seinen Krimis nehmen Streitigkeiten schon mal blutige Ausmaße an. Und nicht jeder, der sich in seinen Geschichten wiederzuerkennen meint, wird das angenehm finden. Auf jeden Fall aber macht ihn das Schreiben zu einer bekannten Persönlichkeit in der Region. Aber zurück zum Anfang: Wie wurde Leix vom Waldprofi zum Krimiautoren? Geboren wurde er 1963 in Klosterreichenbach, das nicht gerade für Mord und Totschlag bekannt ist:
„Im Schwarzwald bestehen Verbrechen eher aus gewerblichem Moosdiebstahl und bandenmäßigem Pilzklau“, fasst Bernd Leix die Untergrundszene seiner Heimat zusammen.
Aber bereits in seinem ersten Job, als Förster im Karlsruher Hardtwald, erlebte er eine Mordermittlung. „1988: Tina Turner rockt im Wildparkstadion, zeitgleich wird eine junge Frau in der Nähe unseres Forsthauses brutal ermordet. Das Verbrechen blieb 28 Jahre unaufgeklärt.“ Trotz des aufregenden Erlebnisses zog es ihn aber nach wenigen Jahren bereits zurück in die kriminalistisch betrachtet eher langweilige Heimat. Denn der Karlsruher Großstadtwald bot ihm als eines der meistbesuchten Naherholungsgebiete Baden-Württembergs tatsächlich jede Art von Verbrechen, aber „das war dann doch zu lebhaft für eine Schwarzwälder Natur.“ Im Landkreis Freudenstadt war er anschließend 25 Jahre lang für den Bereich Alpirsbach zuständig – bevor er sich für seine jetzige Tätigkeit als Vorsitzender des Personalrates befristet freistellen ließ. Der Försterberuf habe sich über die Jahre stark verändert – von der Waldpflege hin zur reinen Waldbewirtschaftung, so Leix. Das machte ihm den Wechsel nicht schwer.
„Jetzt habe ich so lange für Bäume gearbeitet, jetzt arbeite ich mal für Menschen.“
„Wald ist weitaus mehr als ein reiner Wirtschaftsbetrieb“, stellt Bernd Leix fest. „Seit Urzeiten“ sei er bereits im Naturschutz engagiert. Als ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter des Freudenstädter Landratsamtes ist er aktiv. Zuvor schon im Schwarzwaldverein und immer noch im Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND). Und das brachte ihn letztlich auch zum Schreiben. „Für den BUND habe ich viele Stellungnahmen und auch eine große Zahl von Zeitungsartikeln verfasst. Das hat Freude gemacht. Irgendwann hab ich dann gedacht: Mal sehen, ob ich das durchhalten kann, ein ganzes Buch zu schreiben. Und eines war klar: Wenn ich was schreibe, wird es ein Krimi.“
Leix hielt durch – und brachte 2005 seinen ersten Kriminalroman „Bucheckern“ auf den Markt. Sein Kommissar Oskar Lindt ermittelt in Karlsruhe (weil das Verbrechen in einer Stadt eben häufiger ist). Er raucht Pfeife wie Leix, ist auch nicht ganz schlank. Aber damit enden die Ähnlichkeiten. Immer öfter allerdings ließ der Autor seinen Kommissar in den Schwarzwald fahren. Denn als die Diskussion um den Nationalpark begann, beschloss Leix, „die realen Zwistigkeiten in Krimiform zu gießen.“ Zwistigkeiten? „Die Diskussionen um den Nationalpark schlugen hohe Wellen bei uns. Es gingen Risse durch ganze Familien, Ministerpräsident Kretschmann wurde bei einem Besuch ein Sarg auf die Bühne gestellt, es gab Leserbriefschlachten und handfeste Auseinandersetzungen.“
Leix beobachtete – und porträtierte so manches Geschehen überspitzt in seinen Romanen.
Ein Krimi macht für gewöhnlich keine politische Aussage, das zu betonen ist ihm wichtig. Dennoch teile er sich meist in Gut und Böse. Wenn also in seinem Buch eine an die Baiersbronner Haustür eines grünen Landtagsabgeordneten gehängte tote Katze in 24 Anti- Nationalpark-Aufkleber eingewickelt ist – dann unterstellt man dem Autoren wohl nicht ganz zu Unrecht, dass er selbst eher für den Nationalpark war, oder? „Ich war schon Anfang der 90er Jahre aktiv in einer Arbeitsgruppe, als zum ersten Mal versucht wurde, einen Nationalpark zu etablieren. Als Naturschützer war ich schon immer dafür, dass wir Bereiche schaffen, aus denen sich der Mensch raushält. So wie den Bannwald, die Keimzelle des heutigen Nationalparks – den kenne ich bereits von Kindesbeinen an.“
Aber inzwischen habe sich die Aufregung um den Nationalpark insgesamt doch stark gelegt. Und gibt nicht mehr genug brisanten Stoff her für den Beobachter Leix. Einen vierten Nationalpark-Krimi, nach „Mordschwarzwald“, „Blutspecht“ und „Schwarzwald Hölle“ wird es mit dem gerade in Arbeit befindlichen „Schwarzwald Himmel“ also nicht geben. Doch Oskar Lindt wird trotzdem weiterhin auch im Nordschwarzwald ermitteln – denn hier kennt sich Bernd Leix eben besonders gut aus. Was uns zum Abschluss auch noch interessiert: Wie schreibt sich so ein Buch eigentlich? „Bei mir gibt es den Titel des Buches, dann brauche ich Ruhe, genügend Pfeifentabak und lasse mich überraschen, welche Ideen während des Schreibens auftauchen. Und: Ich schreibe nur das, was ich selbst gerne lesen möchte.“