Sanft hinauf zum Karsee, steil in die Karwand
Urig wird’s auf dem Weg zum Huzenbacher See. Auf wildem Pfad die Karwand hinauf, ein grandioser Ausblick vom Seeblick und Natur satt: Die Höhepunkte einer 15 Kilometer langen Wandertour.
Auf geht’s vom S-Bahnhof Baiersbronn-Schwarzenberg zu einem der geheimnisvollen Mooraugen der Nationalpark-Region. Erstmal rüber über Murg und Hauptstraße. Schon erblicken wir das Wanderzeichen für die „Murgleiter“, der wir bis später die Karwand hinauf folgen. Es ist ein stilisiertes M in einer blauen Raute, das uns jetzt zuerst einmal eine Treppe hinauf weist. Obskurer Beginn: die ersten paar Meter gehen zwischen Privatgärten hindurch und folgen dann einem wildromantischen Naturpfad über Stock und Stein steil bergauf. Das Gute daran: Schnell haben wir einen traumhaften Ausblick zurück auf Schwarzenberg und die Felswand aus Buntsandstein auf der anderen Seite des Flusses. Kurz durchqueren wir den Ortsteil Silberberg auf Asphalt, dann führt der Weg wieder auf Waldboden, so zu sagen in Halbhöhenlage, unter herbstlich bunten Buchen und Eichen das Huzenbachtal hinauf.
Der Wald wird ursprünglicher
Der mündet schließlich auf einen breiten Kies-Waldweg. Die Murgleiter führt hier sanft, aber stetig durch den lauschigen Herbstwald bergauf, zunächst noch außerhalb des Nationalparkgebiets. Der gut ausgeschilderte Waldweg wird immer wieder von leuchtend gelben Farnen gesäumt. Knallrote Fliegenpilze und große bizarre Baumpilze, rotbraune Findlinge und ein vielfältiges Pflanzenmosaik an den Böschungen sorgen für ein kurzweiliges Naturschauspiel am Wegesrand. Und der spannende Teil der Tour wartet ja noch.
Nach rund dreieinhalb Kilometern überschreiten wir die Grenze zum Nationalpark Schwarzwald. Hier wird es nun etwas uriger, denn die Nationalparkstrukturen sind erkennbar: umgestürzte Bäume, überwachsene Stämme, junge Triebe – hier erobert sich die Natur bereits ohne Zutun des Menschen ihr natürliches Gesicht und ihren ursprünglichen Charakter zurück.
Eiszeit-Relikt mit schwimmender Insel
Nach rund zwei Stunden taucht zwischen den Bäumen der idyllische Karsee auf. Was ihn so besonders macht, ist seine Insel mit kleinen Bäumchen und vielfältigem Pflanzenwuchs: Diese Insel schwimmt, man spricht von Schwingrasen. Als der See 1895 ein künstliches Stauwehr erhielt, stieg der Wasserspiegel um rund zwei Meter und löste das frühere Verlandungsgebiet vom Grund. Seitdem gedeiht die Flora darauf prächtig. Im Juli blühen gelbe Seerosen auf dem Wasser. Gelb ist auch die vorherrschende Farbe im Herbst, denn das Gras, das Laub, selbst an den kleinen Birken der schwimmenden Insel, und sogar die zahlreichen Seerosenblätter haben sich verfärbt.
Der Huzenbacher See ist wie die zahlreichen anderen Karseen der Region vor rund 25 000 bis 30 000 Jahren in der letzten Eiszeit entstanden, als Gletscher die kleinen Wasserbecken ausschürften. Ein Sturm im Jahr 2012 hat an der Ostseite den Baumbestand flachgelegt, hier wächst bereits junger Wald nach. Der Karsee ist sagenumwoben. Bevor er als Rückhaltebecken für die Flößerei verwendet wurde, sah die Bevölkerung in ihm die Pforte zu einer unterseeischen Welt der See- und Wassergeister. Mehrere Erzählungen vom „Seemännle“ sind überliefert.
Märchenpfad steil bergauf
Rechts am Wasser vorbei wird es nun richtig steil. Hier erklimmt ein schmaler, sich windender, aber sehr reizvoller Pfad die Karwand. Trittsicherheit und festes Schuhwerk sind hier ein Muss. Auch, weil man sich leicht ablenken lässt von der märchenhaften Stimmung ringsum. Von der natürlichen Schönheit der überwucherten und bemoosten umgestürzten Baumstämme, von der Pflanzenvielfalt, vom Murmeln des Baches, der manchmal über den Weg fließt. Der Aufstieg wird rund 150 Höhenmeter später reichlich belohnt mit einem wunderschönen Blick auf den Huzenbacher See hinab, auf den zurückgelegten Weg im Tal nach Schwarzenberg und auf die weiten Schwarzwaldgebiete. Eine Schutzhütte am Aussichtspunkt „Huzenbacher Seeblick“, mit Tisch und Bänken, lädt dazu ein, das mitgebrachte Picknick zu verzehren. Und auf einer breiten Himmelsliege können sich die Wanderer entspannen.
Zurück auf bequemen Wanderwegen
Der Rückweg führt noch einige Zeit auf der Höhe entlang, bevor er in einer Spitzkehre fast zum See zurück und dann wieder das Tal hinunter führt. Wer sich diesen Umweg sparen mag, kann vom Aussichtspunkt zurück zum See, diesen umrunden und sich dann auf den Rückweg machen. Wir folgen der langen Strecke dem Waldweg parallel zur Murgleiter talabwärts, bis wir Huzenbach erreichen. Immer wieder entdecken wir Pilze, moosbewachsene Felsen und Bäume und gelbe Farnflächen. Schließlich im Ort angekommen überqueren wir die Murg und folgen einem bequemen Spazierweg entlang dem Fluss und den Bahngleisen. Einige Informationstafeln erzählen Allerhand über die Flößerei, damals hier, im Murgtal. Noch ein paar Schritte – und wir sind zurück am Bahnhof Schwarzenberg.
Fakten zur Tour Huzenbacher See
Vom Schwarzenberger Bahnhof zum Huzenbacher See und über Huzenbach zurück
Länge: 15 km, ca. 5 -6 Stunden. Die gesamte Tour führt von zirka 465 Metern Meereshöhe auf 916 Meter, mit Pausen dauert sie rund fünf bis sechs Stunden.
Highlights: Karsee mit schwimmender Insel, naturnaher Pfad die Karwand hinauf zum Huzenbacher Seeblick, herrlicher Ausblick über See, Tal und Schwarzwald
Einkehrmöglichkeiten: Picknickhütte mit Aussichtspunkt
Nach Rückkehr: Gasthof Lamm oder Gasthof „Zum Löwen“ in Schwarzenberg.
Wegmarkierung: Folgt der Reihe nach den Wanderzeichen „Murgleiter (stilisiertes „M“), den Schildern „Huzenbacher See“, „Eiszeitpfad“ und schließlich wieder „Murgleiter“.
Hinweise zum Verhalten im Nationalpark
- Bleibt auf den ausgewiesenen Wegen. Im Nationalpark steht euch ein umfassendes ausgewiesenes Wegenetz attraktiver Wege zur Verfügung.
- Lasst eure Hunde nicht frei laufen.
- Beunruhigt, stört oder füttert die Tiere im Nationalpark nicht. Stellt den Tieren nicht nach.
- Parkt nur in dafür ausgewiesenen Bereichen.
- Macht kein offenes Feuer und raucht nicht im Nationalpark.
- Nächtigt nur an dafür bereitgestellten und gekennzeichneten Bereichen innerhalb des Nationalparks.
- Sammelt außerhalb der hierfür ausgewiesenen Bereiche keine Pflanzen oder Pflanzenteile. Informationen zu den ausgewiesenen Heidelbeersammelflächen erhaltet ihr an den Informationsstellen des Nationalparks.
- Badet nicht in den Gewässern des Nationalparks. Die Fließgewässer wie auch die Karseen des Nationalparks sind seltene und sensible Biotope.
- Lasst nichts zurück. Helft uns, indem auch ihr für einen sauberen Nationalpark sorgt.
- Achtet auf umstürzende Bäume und herabfallendes Totholz. Innerhalb des Nationalparks bestehen erhöhte waldtypische Gefahren, weil hier das Altern und Vergehen von Bäumen ermöglicht wird. Ihr betretet den Nationalpark auf eigene Gefahr. Besondere Beachtung gilt bei Unwetter und Sturm.
- Achtet auf eine gute Ausrüstung mit festem Schuhwerk und Regenschutz sowie genügend Trinkwasser und Verpflegung.