Der Tannenstachelbart (Hericium flagellum) – Flagellum bedeutet Peitsche – ist ein Pilz und kommt vorwiegend in Österreich im Weißtannengebiet der höheren Lagen der Alpen vor. In Deutschland ist er ziemlich selten, lediglich im Süden wurde er nachgewiesen: Im Schwarzwald, im Alpen- und Voralpenraum, aber auch im Bayrisch-Böhmischen Wald, in der sächsischen Schweiz sowie im Erzgebirge. Das Vorkommen des Tannenstachelbartes ist montan und submontan und auf die Weißtanne (Abies alba) beschränkt.
Die Fruchtkörper haben anfangs Kinderkopfgröße und können ausgewachsen ziemlich groß und bis zu 50 Zentimeter lang werden. Jung sind sie völlig weiß, verfärben sich aber nach und nach creme-ockerfarben; stellenweise bräunen sie an den Rändern. Die bis zu fünf Zentimeter langen Stacheln des Hericium flagellum sind oben an der Ansatzstelle zusammengewachsen und verzweigen sich dann in hängende, zapfenartige Trauben. Man glaubt tatsächlich, ein Bündel mit langen, „peitschenartigen“ Eiszapfen gefunden zu haben.
Der Hericium flagellum ist der einzige Stachelbart, der an Nadelholz wächst. Seine Bestimmung ist daher unkritisch. Man findet ihn an kränkelnden oder abgestorbenen, meist noch stehenden Stämmen der Weißtanne. Im Gegensatz zum Ästigen Stachelbart sind die Stacheln viel gleichmäßiger gestreckt und haben nicht dessen stachelig-ästigen, fast filigranen Querverzweigungen. Junge Exemplare können höchstens etwas kräuselig wirr aussehen.
Generell gehören die Stachelbärte zu den eindrucksvollsten Holzpilzen unserer Wälder und versetzen ihre Finder immer wieder in Erstaunen und Begeisterung.
(Foto: Charly Ebel/Nationalpark Schwarzwald)