Neue Mitarbeiter für den Nationalpark: Schon vor über 600 Jahren trieben Bauern ihre Tiere auf das Areal des heutigen Schutzgebiets und sorgten so für die charakteristische Anmutung des kargen Geländes. Auch in diesem Sommer können Besucherinnen und Besucher dort zahlreiche Rinder, Schafe und Ziegen beobachten. Seit diesem Jahr sind zwei „Neue“ dabei, die sogenannten Heckrinder und die Strahlenziegen.
„Die unterschiedlichen Weidetiere schaffen durch ihre unterschiedlichen Fressgewohnheiten ganz verschiedene Mosaikstrukturen und somit Lebensräume für viele seltene Tier- und Pflanzenarten wie Kreuzotter, Wiesenpieper, Alpine Gebirgsschrecke und Rauschbeere. Dadurch wird ein wichtiger Beitrag zum Artenschutz geleistet“, erklärt Dr. Marc Förschler, Leiter des Fachbereichs Ökologisches Monitoring, Forschung und Artenschutz.
Darum hat die Nationalparkverwaltung die Weideflächen dieses Jahr sogar noch erweitert und setzt erstmals Heckrinder zu deren Beweidung ein. Diese in den 1920er-Jahren von den Brüdern Heck gezüchtete Hausrindrasse ähnelt den 1627 ausgerotteten Auerochsen und eignet sich besonders gut für die Offenlandhaltung mit Grasfluren und Gehölzen. „Die Herde von Beweider Sascha Hummel hat sich sehr gut eingelebt und macht bei der Pflege der verbuschten Grindenflächen bislang einen ausgezeichneten Job“, freut sich Marc Förschler.
Ebenfalls das erste Mal zu Gast auf den Hochflächen des Nationalparks war die Herde robuster Bündner Strahlenziegen von Ute Svensson. Die Wanderschäferin kennt das Gebiet gut, bereits seit vielen Jahren zieht sie mit ihren Schafen vom Seibelseckle bis zur Alexanderschanze. Für ihre Hochgebirgsziegen waren die Gehölze und Stauden auf dem felsigen Gelände ein kulinarischer Leckerbissen. Die Schafe und Ziegen ihrer Kollegin Marianne Dinger sind dagegen auf den Bergheiden der höchsten Erhebung des Nordschwarzwaldes, der an den Nationalpark angrenzenden Hornisgrinde, auf über 1.000 Höhenmetern unterwegs.
Rund um den Schliffkopf grasen bereits seit 20 Jahren die Hinterwälder Rinder von Gerold Wein. „Ohne sie hätte der Schliffkopf heute längst ein ganz anderes Aussehen und viele Offenland liebende Tier- und Pflanzenarten kämen heute dort nicht mehr vor“ ist sich Förschler sicher. Die Auswirkungen der Beweidung und die Entwicklung der verschiedenen Flächen werden wissenschaftlich dokumentiert und begleitet. Zahlreiche Studentinnen und Studenten fanden so bereits spannende Themen für ihre Bachelor- oder Masterarbeiten.
Langfristig soll aus den einzelnen „Grindeninseln“ entlang der B500 zwischen Alexanderschanze und Ruhestein ein durchgängiges Grindenband entstehen, das dann drei Prozent der Nationalpark-Fläche umfassen würde. Dadurch wäre wieder ein durchgängiger Austausch zwischen den einzelnen Populationen der Offenflächen möglich – eine wichtige Voraussetzung für das Überleben einiger besonders bedrohter Arten im Schwarzwald.