Die sagenumwobenen Allerheiligen-Wasserfälle gelten als die höchsten und schönsten Wasserfälle im Schwarzwald. Eine spannende, familiengeeignete Ranger-Tour führt zu imposanten Ausblicken, mit dem Grollen und Tosen des Wassers als ständigem Begleiter.
Treffpunkt Klosterhof: Hier halten wir uns nicht lange auf, denn pünktlich geht es los, auf unsere spannende, geführte Tour zu den Allerheiligen-Wasserfällen. Für Liebhaber historischer Gemäuer sei angemerkt: Wir kommen am Ende des Rundwegs hierher zurück und können uns die Klosterruine dann in Ruhe anschauen. Doch jetzt geht es in die Natur, und trittfestes Schuhwerk ist unbedingt empfohlen: Der Aufstieg über den Wattenstein zur Engelskanzel beschert uns als erstes die herrliche Aussicht über das Lierbachtal. Und natürlich auf die 83 Meter hohen Kaskaden, über die sich der Lierbach rauschend ergießt. Eigentlich nennt man sie die Büttensteiner Wasserfälle: Das Wasser hat sich auf seinem Sturz über sieben Fallstufen jeweils tief in den Fels gegraben, bildet so die sogenannten „Sieben Bütten“, also ausgewaschene Becken oder Gumpen. Doch hat sich wegen der Nähe zum Kloster der Name Allerheiligen-Wasserfälle durchgesetzt.
Von der Engelskanzel steigen wir hinunter zum Fuß der Wasserfälle und auf der anderen Seite wieder hinauf, ein spannendes Auf und Ab für kleine Wanderer. Heutzutage kein Problem, dank der im 20. Jahrhundert angelegten Pfade und Treppenabschnitte. Das war nicht immer so: Bis ins 19. Jahrhundert hinein waren die Wasserfälle nur schwer zu erreichen. Erst in der Epoche der Romantik, um 1840, wurden sie erschlossen. Denn in der Romantik begann man die Naturschönheiten ganz bewusst wahrzunehmen, zu besingen und zu malen. Damals kletterte man noch auf wackligen Leitern das tosende Gewässer entlang. Besonders spektakulär sind die Wasserfälle übrigens nach starken Regenfällen, dann können die Wanderer an manchen Stellen schon mal eine leichte Dusche abbekommen – ein großer Spaß vor allem für die jüngsten Teilnehmer der Tour.
Über Treppen geht es durch die enge Schlucht hinauf, bis wir wieder das Kloster Allerheiligen erreichen. Hier haben wir jetzt Gelegenheit zu einem Rundgang durch die malerische Klosterruine, die aus dem schwarzwaldtypischen, roten Buntsandstein erbaut wurde. Das Kloster wurde Ende des 12. Jahrhunderts gegründet und ist Mittelpunkt zahlreicher Sagen und Legenden. Diese spannenden Geschichten konnten wir schon auf dem Weg hierher entdecken – dank der Tafeln auf dem sogenannten „Sagenrundweg“, auf dem uns unsere Tour entlang führte. Während wir jetzt durch die Ruinen streifen und uns wie im Märchen fühlen, können wir die Geschichten in unserer Fantasie wieder lebendig werden lassen…
Wie beispielsweise die „Eselslegende“, die erzählt, wie und warum das Kloster in dieser abgelegenen Gegend gegründet wurde: Demnach war die Stifterin des Klosters Uta von Schauenburg unschlüssig, wo das Kloster des Prämonstratenser-Ordens gebaut werden sollte. Im Traum hatte sie die Eingebung, einen mit Gold beladenen Esel loszuschicken. Und dort, wo der Esel den Goldsack abwerfen würde, sollte das Kloster gebaut werden. Der Esel bekam irgendwann Durst und scharrte mit den Hufen. Da entsprang wunderbarerweise eine Quelle aus dem Boden. Ein paar Meter weiter warf der Esel dann seine Last ab. Der pralle Goldsack rollte bergab bis an die Stelle, wo später das Kloster errichtet wurde. Die Geschichte geht noch weiter, aber mehr verraten wir hier nicht. Zudem gibt es noch weitere Sagen zum Lesen oder Vorlesen: Bruder Pauli, Studentenfelsen, Engelskanzel, Das Steinerne Bild, Moospfaff oder Reiterspung.
Übrigens: Wer müde, durstig oder hungrig ist nach der Tour, dem sei eine Einkehr im Klosterhof empfohlen. Ein schöner Abschluss für unsere Familientour über den Sagenrundweg!
(Fotos: Stadt Oppenau)