Es ist der Baum der vielen Namen – am bekanntesten ist neben Vogelbeere oder Vogelbeerbaum die Bezeichnung „Eberesche“. Das hat aber nichts mit einem Eber zu tun, sondern mit der sprachlichen Herkunft von „Aber“ im Sinne von „falsche“ Esche, wie in „Aberglaube“, und mit der Ähnlichkeit zur Esche, mit der sie aber nicht näher verwandt ist. Doch die Menschen nennen sie auch Drosselbeere, Quitsche, Krametsbeere, Vogelbär, Blumenesche, Ebschbeere, Zwergesche, Eibschen, Queckbeere, Quitsbeere, Kronawetterbeere, Quitschbeere oder Queckenboom.
Die anspruchslose und robuste Vogelbeere kommt in ganz Europa praktisch auf jedem Untergrund vor. Sie ist eine Pionierpflanze und gedeiht auf mageren bis nährstoffreichen, trockenen bis feuchten und sauren bis basischen Böden, ebenso in Laub- wie Nadelwäldern, auf Moorböden und trockenen Steinhängen. Sie steigt im Gebirge bis zu 2400 Meter an die Baumgrenze auf, in Norwegen kommt sie sogar an der Eismeerküste vor. So findet sie auch im Nationalpark Schwarzwald alle Bedingungen vor, unter denen sie wachsen kann. Außerdem wird die Eberesche oft als Zierpflanze in Gärten, Parks oder als Alleenbaum angebaut.
Sie wird normalerweise rund 80 Jahre alt, im Gebirge auch bis zu 120. Mit einer durchschnittlichen Höhe von 15 Metern wird sie nicht sehr groß. Einzelne freistehende Bäume können 25 Meter erreichen. Wird der Stamm gekappt, kann sie mehrstämmig als Strauch aus dem Stammrest wachsen. Ihre rund 20 Zentimeter langen und acht bis zehn Zentimeter breiten Blätter sind gefiedert und setzen sich aus neun bis 19 gezahnten Blättchen an einem Stiel zusammen. Eine Besonderheit der Eberesche ist, dass die Rinde ihrer Zweige Chlorophyll enthält. So kann der Baum Photosynthese betreiben, bevor im Frühjahr das Laub wächst. Das begünstigt sein Überleben in kälteren Regionen.
Schon mit fünf bis sechs Jahren kann die Vogelbeere blühen, die Blütezeit ist von Mai bis Juli. Die kleinen weißen Blüten bilden Rispen mit 200 bis 300 Einzelblüten, die allerdings nicht besonders gut, nämlich nach eingelegtem Hering riechen. Der „Duft“ lockt vor allem Käfer und Fliegen, aber auch Bienen zur Bestäubung an. Auffällig sind im Herbst ihre knallroten, bis einen Zentimeter großen Beeren, die winzigen Äpfeln gleichen und auch im botanischen Sinne als Apfelfrüchte gelten. Sie hängen in dichten Trauben an den Zweigen. Wie schon der Name sagt, sind sie eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel, über 60 Arten hat man als Nutzer identifiziert, darunter Singdrossel, Misteldrossel, Rotkehlchen, Mönchsgrasmücke, Kleiber, Dompfaff, Rotdrossel, Seidenschwanz oder Grünspecht. Doch beileibe nicht nur Vögel ernähren sich von den Beeren. Über 30 Säugetier- und über 70 Insektenarten fressen sie, Rotwild, Füchse oder Dachse ebenso wie Kleinschmetterlinge und Rüsselkäfer.
Säugetiere und Vögel scheiden die unverdauten Samen der Früchte aus und verbreiten so die Eberesche. Eichelhäher und Nagetiere legen sich Wintervorräte im Boden an. Manche dieser Depots werden vergessen und auch so kann sich der Baum ausbreiten.
(Fotos: Jörg Klüber/Nationalpark Schwarzwald, Andreas Hermsdorf/pixelio.de, Stefan Dangel)