Wetterfühlig, aber ohne zu quaken
Wir haben sie besucht, die Wetterfrösche im Nationalpark. Sie sind sehr genau beim Messen der Wetterwerte – aber sie sind weder grün, noch quaken sie. Und auf Leitern klettern sie schon gleich gar nicht. Dafür sind sie pflegeleicht: dank Solarpanels versorgen sie sich selbst mit Energie. Aber nein, die Wetterfrösche im Nationalpark sind natürlich keine neu gezüchtete Spezies. Und sie dienen auch nicht der Wettervorhersage.
Datensammler für das Klimamonitoring
Christoph Dreiser und Silke Petri, die Dompteure des wetterfühligen Froschersatzes, zeigen uns ein Messfeld. Hier stehen sie, die „Wetterfrösche“: große metallene Masten mit einem grauen Schaltkasten am Bauch und einem Solarpanel am Rücken, am Boden verankert und festgezurrt mit Stahlseilen. Und mit sehr vielen technischen Fühlern ausgestattet. Diese zeichnen alles auf, was ihre feinen Sensoren „erfühlen“. Sie sind also keine Wetterpropheten, sondern Datensammler für das Klimamonitoring.
Klima ist die Basis aller Vergleiche
Denn: Schlichtweg alles wird in der wilder werdenden Natur des Nationalparks unter die Lupe der Wissenschaftler genommen. Pflanzen, Tiere – ja, sogar der Mensch sind Bestandteile der Forschung hier. Aber ein großer Faktor, der alles Leben im Nationalpark beeinflusst ist: das Klima. Also muss auch das Klima gemessen, aufgezeichnet, analysiert werden. Damit die Forscher jetzt und in Zukunft beispielsweise erkennen können, ob ein Rückgang oder die Vermehrung einer Art vielleicht durch eine Klimaveränderung ausgelöst wurde.
Mobile Stationen lassen der Wildnis Vorrang
Christoph Dreiser ist Geowissenschaftler am Fachbereich „Umweltmonitoring und Geodatenmanagement“ des Nationalparks Schwarzwald – und hat sich hier unter anderem auf die Wetterbeobachtung spezialisiert. Er und seine Kollegin Silke Petri rüsten den Nationalpark mit speziellen Wetterstationen aus. Mobile Geräte, um Standortwechsel zu erlauben, wenn der wilder werdende Wald das erzwingt. Das Monitoring im Nationalpark dient dazu, die klimatischen Eigenheiten der verschiedenen Landschaften herauszuarbeiten. Man erhält dank der Daten also sozusagen eine Art Klimabild des Nationalparks.
Tausendsassa – und doch nur ein Fühler
„Wir haben uns im Nationalpark für mobile Kompaktstationen entschieden“, erklärt Dreiser. „Radarsensoren messen Niederschlagsmengen, Lichtsensoren die Helligkeit, Ultraschallsensoren können Windrichtung und -stärke aufnehmen. Luftdruck, Lufttemperatur und Luftfeuchte werden natürlich auch aufgezeichnet“, erklärt er. Doch die Wetterstation alleine ist nur ein Fühler. Ein hochkomplexer zwar, aber die aufgezeichneten Werte müssen noch per Fernübertragung zum Labor der Forscher kommen, wofür die Solarzellen der Messstationen den Strom liefern. Im Labor angekommen werden die Daten von einem eigens dafür entwickelten Programm ausgewertet.
Wie viele Wetterfrösche geben ein genaues Bild?
Mit den insgesamt 20 Stationen, die zum Einsatz kommen, steht der Nationalpark Schwarzwald gut gerüstet da – ein solch engmaschiges Wetterbeobachtungsnetz gibt es selten in Deutschland. Bislang gab es auch im Schwarzwald nur wenige Wetterstationen, auf dem Gebiet des Parks keine einzige. „Die Wetterstationen messen an ausgewählten Positionen das Lokalklima der verschiedenen Habitate wie Bergrücken, Hochflächen, Talhänge, Talböden, Kare, Luv- und Leeseiten. So können wir langfristig ein lokales, kleinräumiges Klimamodell erstellen – das sehr genau sein wird.“
Bilder: Franziska Schick