Wer den Nationalpark Schwarzwald entdecken möchte, hat dazu eine scheinbar endlose Bandbereite an Möglichkeiten. Erlebnispfade, geführte Touren, Nachtwanderungen, Themenwege und Aktivangebote – mit ein wenig Vorplanung lassen sich tolle Touren zusammenstellen. Was passiert aber, wenn man einfach munter drauflos entdeckt? Ohne Karte, ohne Freizeitführer und spontan? Das Nationalpark Schwarzwald Magazin startet den Versuch und schickt ein Team junger Leute aus eher waldfernen Regionen in den Nationalpark. Um sich da einfach mal treiben zu lassen. Und es klappt: Was sie erleben, begeistert sie. Kommt doch einfach mit auf ihre Tour – klickt euch durch ihre Bilderstory!
Unser Abenteuer beginnt am Parkplatz zur Aussichtsplattform Ellbachsee (Kniebis). Den Hinweis haben wir während unserer Anfahrt auf der Schwarzwaldhochstraße zufällig am Straßenrand entdeckt. Klingt gut, wollen wir sehen. Ein schmaler Waldweg weist uns die Richtung. Beim Gehen federt der Boden unter den Füßen, es duftet nach Wald – das fängt doch gut an!
Nur zehn Minuten später liegt uns der Schwarzwald zu Füßen. Was für ein gigantisches Bild! Die hölzerne Aussichtsplattform beugt sich weit über den Abgrund und gewährt uns einen atemberaubenden Blick auf die Waldlandschaft, den blaugrünen Ellbachsee und die Hornisgrinde. Einmal tief durchatmen und genießen.
Wir wandern weiter und fühlen uns wie in einem Film. Die Herbstsonne schiebt ihre warmen Strahlen durch die Zweige und verwandelt den Wald in eine Märchenlandschaft. Käme jetzt ein Einhorn aus dem Unterholz, wir wären nicht verwundert. Naturgenuss pur. Der Tag ist schon jetzt perfekt.
Da hat jemand mitgedacht. Eine gemütliche Bank am Waldrand – für den müden Wanderer. Auch wenn wir es uns eigentlich noch nicht verdient haben, nutzen wir die Gelegenheit. Wer weiß was uns noch alles erwartet.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz entdecken wir dieses Schmuckstück am Rand von Kniebis. Begeistert zücken wir unsere Kameras. Eine Gruppe Einheimischer beobachtet uns über die Straße hinweg. Nicht erlaubt? Sind die Schwarzwälder da eigen? Unsere Bedenken werden freundlich weggelacht. Natürlich dürfen wir.
Wir folgen der Schwarzwaldhochstraße und entdecken linkerhand einen großen Parkplatz. Lotharpfad – davon haben wir schon viel gehört. Wir stellen uns eine breite Schneise im Wald und wildes Gestrüpp vor, durch das wir uns mühsam durchkämpfen müssen. Weit gefehlt. Einen so sensationell gestalteten Lehrpfad haben wir noch selten gesehen.
Der Lotharpfad ist ein richtiges Abenteuer. Beeindruckend, lehrreich – und spannend. Mit über 200 km/h fegte der Orkan Lothar am 2. Weihnachtsfeiertag 1999 an dieser Stelle des Schwarzwalds durch und hinterließ eine Spur der Verwüstung. Seitdem erobert sich der Wald sein Territorium Stück für Stück zurück. Wir klettern über kunstvoll geformte Stege, Treppen und Leitern und bewundern die Beharrlichkeit der Natur.
Wenn das nicht mal ein kreativer Weg ist! Wir vergewissern uns kurz, ob uns auch niemand beobachtet. Dann hüpfen wir über die Baumstümpfe. Natur macht Spaß. Nächstes Mal nehmen wir alle Kinder, Neffen und Nichten mit.
Und wieder eine Überraschung. Etwa auf halbem Weg des Lotharpfades erwartet uns diese ungewöhnliche Sitzgelegenheit. Wir zögern – Stein ist kalt und hart. Wie man sich täuschen kann. Unsere Natur-Couch erweist sich als Gemütlichkeitsfalle. Wir bleiben hier, irgendjemand wird uns schon heimtragen.
Inzwischen ist es Mittag geworden, der Hunger meldet sich zu Wort. Entlang der Schwarzwaldhochstraße finden wir sicher eine nette Hütte. Unsere Wahl fällt auf die Schänke am Ruhestein. Volltreffer! Der Gemüseeintopf ist eine Wucht, die Maultaschen selbstgemacht, die Bedienung nett. Schade, dass der Apfelstrudel am Schluss nicht mehr reinpasst. Wir kommen wieder. Vielleicht im Winter, wenn der Skilift am Ruhestein in Betrieb ist.
Wenn wir schon da sind, werfen wir gleich noch einen Blick ins Nationalparkzentrum Ruhestein. Die kleine Dauerausstellung liefert kompakte Infos zum Nationalpark, seiner Geologie und Geschichte. Wir sortieren die Infos in die bisherigen Erlebnisse des Tages ein, lassen bei den Tierstimmen den Hirsch noch ein paar Mal laut röhren und setzen unseren Weg fort.
Weiter geht’s Richtung Hornisgrinde. Wir stolpern über ein Schild mit einem lustigen Namen: Mummelsee. Wer hat sich das ausgedacht? Später werden wir erfahren, dass sich um den Mummelsee eine uralte Sage rankt. Beim Anblick des sattgrünen, glitzernden Karsees können wir uns das gut vorstellen.
Doch zunächst zieht uns der Schwarzwald-Laden direkt am Mummelsee magisch an. Neben Souvenirs für Touristen gibt es hier auch eine verlockende Auswahl an Schwarzwälder Spezialitäten. Wir können nicht widerstehen und füllen unseren mitgebrachten Picknickkorb mit Holzofenbrot, Peitschenstecken und Kräuterkäse.
Was für ein schönes Fleckchen Erde! Das finden nicht nur wir. Der Mummelsee ist an diesem Herbsttag gesäumt von Spaziergängern, Wanderern und Sonnenhungrigen. Dass die gemütlichen Liegen am Ufer allesamt belegt sind stört uns nicht. Wir haben eine bessere Idee.
Manchmal braucht es nicht viel für einen perfekten Moment. Die zauberhafte Kulisse des Mummelsees, Wellen, die sanft ans Ufer schlagen – und ein gut gefüllter Picknickkorb! In unserem Rücken spüren wir die neidischen Blicke der Vorbeigehenden. Was für ein Tag.
Die junge Dame zur rechten ist ein „Mümmlein“, ein Seefräulein. Der Sage nach leben sie auf dem Grund des Mummelsees in einem prachtvollen, kristallenen Schloss. Einst verliebte sich ein Mümmlein in einen Menschen und musste dafür sterben. Als wir uns die Statue genauer ansehen, sind wir erstaunt: Das Fräulein lacht vergnügt. Es muss wohl eine ihrer Schwestern getroffen haben.
Unser Tag im Nationalpark Schwarzwald neigt sich dem Ende zu. Auf dem Rückweg entdecken wir einen Hofladen am Straßenrand. Frisch gepresster Apfelsaft – das klingt hervorragend. Wir ergreifen die Gelegenheit beim Schopf, im Kofferraum ist schließlich noch Platz. Dann geht’s zurück nach Hause.
Unser Fazit dieses wunderschönen Tages: Ein Ausflug in den Nationalpark Schwarzwald wird auch ohne Vorplanung zu einem Abenteuer! Es ist Wochenende, schönes Wetter und ihr habt Zeit? Dann macht es genauso – entdeckt drauf los. Allein, als Gruppe, mit der Familie. Wo die Natur so darf, wie sie will, gibt es unendlich viel zu erleben.
Tolle Tour! Macht schon jetzt Lust auf den nächsten Sommer!