Es schneite. Und zwar heftig. Für Isabelle Göntgen, die im Schwarzwald aufwuchs, nichts Außergewöhnliches. Also machte es ihr auch nichts aus, an diesem schneereichen Wintertag im Jahr 2019 auf den Ruhestein in die Villa Klumpp zu fahren, um vom Verlag Regionalkultur einen Auftrag zu erhalten, der sie glücklich machte – und viele andere vermutlich auch: Das erste Nationalpark-Wimmelbuch entführt Kinder und Erwachsene in die Welt des Nationalparks, zeigt Tiere, Pflanzen, Menschen, beschreibt Situationen mit lustiger Bildsprache und erfüllt dabei sogar didaktische Anforderungen. Göntgen: „Ich lebe in dieser Region, finde den Nationalpark wichtig und toll und hatte jetzt auch noch die Möglichkeit, dieses Buch zu erstellen. Besser geht’s kaum!
Ursprünglich war es nicht vorgesehen, dass Isabelle Göntgen diesen Job erhält. Der Verlag, durchaus spezialisiert auf Wimmelbücher, hat Hauskünstler, mit denen er derartige Projekte umsetzt, doch ihre früheren Arbeiten im Nationalpark-Kontext führten dazu, auch die Oberkircher Illustratorin anzufragen. Hintergrund: Isabelle Göntgen war kurz nach Gründung des Nationalparks mit Illustrationen an den ersten Heften des Nationalpark-Magazins beteiligt und hat mit der Qualität ihrer Arbeit Eindruck hinterlassen.
Göntgen überzeugte auch den Verlag: zum einen mit ihrer künstlerischen Qualität, zum anderen mit ihrer Kenntnis der Materie, ihrem Talent, der Wimmelbuch-Idee einen inhaltlichen roten Faden zu verleihen, und ihrer konzeptionellen Expertise. Und sie übernahm bisweilen die Rolle einer Moderatorin, weil die Herangehensweisen von Verlag und Nationalpark doch unterschiedlich waren. Göntgen: „Der Verlag wollte es mehr wimmeln lassen, legte Wert auf viele Menschen, der Nationalpark wiederum verfolgt mit derartigen Projekten auch pädagogische Ziele.“ Also musste die Künstlern, die hiermit auch zur Konzeptionerin wurde, den goldenen Mittelweg finden.
Herausgekommen ist ein bunte, wimmelige und spannende Reise durch den Nationalpark vom Norden am Plättig über das Besucherzentrum am Ruhestein, Lotharpfad und Allerheiligen bis zum Schliffkopf. Das Faszinierende daran: Man findet kaum ein Ende. Immer wieder entdeckt man Szenen, die vorher übersehen wurden; kann eine Logik erkennen, bisweilen auch Menschen, die Isabelle Göntgen en passant und mit Genehmigung eingebaut hat, und ist erstaunt über die bis ins kleinste Detail herausgearbeitete Pflanzenwelt oder die mikroskopisch kleine Welt im Totholz. „Im Nationalpark wachsen auch seltene Pilze. Selbst die habe ich integriert“, sagt Göntgen.
Aber kann ein Wimmelbuch pädagogisch vermitteln, wird es qua Definition doch als „spezielles textloses Bilderbuch für Kinder ab etwa 18 Monate“ bezeichnet? Der gewählte Ansatz kann klappen, weil die Szenen, Zeichnungen und Handlungen auf der Homepage des Nationalparks peu a peu weiterverwendet und auch erklärt und vertieft werden sollen.