Denn Pilze sind weit mehr als nur die sogenannten Fruchtkörper, die wir als Pilze kennen. Pilze gehören weder zu den Pflanzen noch zu den Tieren. Eher sogar näher zu den Tieren als zu den Pflanzen, denen sie zugerechnet werden. Und sie haben wichtige Funktionen im Kreislauf des Vergehens und Entstehens von Leben im Wald, zersetzen beispielsweise totes Holz. Sie sind die Netzwerker des Waldes, strecken ihre Pilzfäden, ihre Myzele, unterirdisch teilweise kilometerweit in alle Richtungen aus. Einige Pilze sind über die sogenannten Mykorrhizen, Verflechtungen von Pilzmyzel mit Baumwurzel, mit Bäumen regelrecht verwachsen. Der Baum bekommt Nährsalze und eine bessere Wasserversorgung vom Pilz. Der Pilz wiederum holt sich vom Baum beispielsweise Kohlehydrate. So hat jeder etwas davon.
Flavius Popa ist auf diese oft unscheinbaren, aber für viele Vorgänge in der Natur so wichtigen Lebewesen spezialisiert. Er ist am Nationalpark dafür zuständig, die heimlichen Welten der Pilze zu erkunden, ihre Funktionen im Ökosystem und ihre Netzwerke zu entschlüsseln und dieses Wissen für nachfolgende Generationen festzuhalten. Und zu entdecken gibt es viel: Jede Untersuchung kann eine Neuheit ans Licht bringen: „Es lohnt sich, genau hinzuschauen, denn es gibt noch sehr viele unentdeckte oder zumindest unbeschriebene Pilze.“ Weltweit sind bisher ca. 100.000 Arten bekannt. Vermutlich ist das aber nur ein Bruchteil der wirklichen Vielfalt. Pilzexperten vermuten, dass es bis zu 5,1 Millionen Arten gibt!
„In Deutschland gibt es rund 10.000 Pilzarten. Im Nationalparkgebiet alleine sind bisher mehr als 1.000 Pilzarten nachgewiesen – und es ist im Grunde so, dass ich jedes Mal, wenn ich eine Stelle in der Natur genauer untersuche, etwas Neues entdecke.“ Es scheint also recht arbeitsintensiv zu sein, hier alle Pilze finden und beschreiben zu wollen. „Ja, natürlich, vor allem auch in der oft sehr kurzen Vegetationsphase.“ Zumindest die Fruchtkörper, also die sichtbaren Teile des Pilzes, können extrem kurzlebig sein: Manche entstehen und vergehen innerhalb eines Tages. Viele sind nur im Herbst zu finden. Das macht die Arbeit des Wissenschaftlers phasenweise sehr intensiv. Ausgewertet werden die Daten dann in der Zeit des Jahres, in der die Natur bekanntermaßen eher ruht – im Winter.
Zusätzlich organisiert Popa auch Veranstaltungen und arbeitet an Studien mit, die das Wissen um die Welt der Pilze und auch die Fachleute – egal ob Laien oder Profis – stärker vernetzen soll. Die von ihm in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, den Universitäten Marburg und Kassel, der Pilzlehrschau Hornberg sowie des Naturkundemuseums Karlsruhe ins Leben gerufene Pilzherbstschule soll nun alle zwei Jahre abwechselnd in Hornberg und im Nationalpark stattfinden. Ein wichtiger Treffpunkt für Pilzforscher aus ganz Deutschland.
Und auch ein internationales Projekt, an dem sich der Nationalpark beteiligt, hat für Schlagzeilen gesorgt: Sporensammelgeräte sollen die Verbreitung von Pilzsporen durch die Luft nutzen, um mehr über die wohl geheimnisvollsten Lebewesen der Welt herauszufinden. Von Grönland, Mittelamerika, Feuerland über Europa, Afrika, Asien und Australien wurden mehr als 50 Sporensammler aufgestellt, die über ein Jahr lang wöchentlich Pilzsporen aus der Luft einsaugen. Diese werden dann mit Hilfe genetischer Methoden vom Projektteam in Finnland analysiert und bestimmt. Die interessantesten, wichtigsten, witzigsten Arten, die er im Nationalpark bereits gefunden hat, präsentiert Flavius Popa übrigens auch in einer Reihe „Pilz des Monats“ auf der Webseite des Nationalparks. Ob Nadelholz-Pustelpilz, Grüner Schmarotzer oder Tintenfischpilz: Manch einen der hier vorgestellten Pilze kann man beim Besuch des Nationalparks Schwarzwald auf einem Spaziergang durch die wilder werdende Natur selbst entdecken. Popa: „Es gibt im Jahresprogramm auch geführte Veranstaltungen, die sich mit der wirklich faszinierenden Lebensweise und Vielfalt der Pilze beschäftigen – wer also mehr erfahren will, kann auch daran teilnehmen.“
Sind Pilze Tiere oder Pflanzen?
Pilze sind weit mehr als nur die sogenannten Fruchtkörper, die wir als Pilze kennen. Pilze gehören weder zu den Pflanzen noch zu den Tieren. Eher sogar näher zu den Tieren als zu den Pflanzen, denen sie zugerechnet werden. Und sie haben wichtige Funktionen im Kreislauf des Vergehens und Entstehens von Leben im Wald, zersetzen beispielsweise totes Holz. Sie sind die Netzwerker des Waldes, strecken ihre Pilzfäden, ihre Myzele, unterirdisch teilweise kilometerweit in alle Richtungen aus. Einige Pilze sind über die sogenannten Mykorrhizen, Verflechtungen von Pilzmyzel mit Baumwurzel, mit Bäumen regelrecht verwachsen. Der Baum bekommt Nährsalze und eine bessere Wasserversorgung vom Pilz. Der Pilz wiederum holt sich vom Baum beispielsweise Kohlehydrate. So hat jeder etwas davon.