Eine Weile nun doch mit Eile
Der Bau des neuen Besucher- und Informationszentrums im Nationalpark Schwarzwald hat nun, am 13. Mai 2017, ganz offiziell begonnen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann kam auf den Ruhestein – leicht verspätet, aber gut gelaunt. („Es ist mir immer eine Freude, den Nationalpark zu besuchen!“) Und legte, gemeinsam mit Umweltminister Franz Untersteller, den Grundstein für das neue Gebäude. Hier sollen ab 2020 die Verwaltung, die Ausstellungen sowie Aufenthalts- und Schulungsräume untergebracht werden. „Der Nationalpark ist ein langfristiges Projekt. Die Natur kennt bekanntlich keine Eile.“ Mit dem Bau des Gebäudes wolle man hingegen zügig voranschreiten, so Finanzstaatssekretärin Gisela Splett. Damit es sobald möglich zur „neuen Mitte“ und „so etwas wie das Foyer des Nationalparks“ werden könne, bekräftigte Umweltminister Untersteller.
Inseln voller Überraschungen
Bevor allerdings die handwerkliche Geschicklichkeit im Befüllen des Grundsteins auf dem Plan stand, ließ es sich der ehemalige Biologielehrer Kretschmann nicht nehmen, einige Gründe für den Nationalpark in Erinnerung zu rufen: „Das, was aus der Natur selbst entsteht, ist hier das Ziel.“ Es sei schlicht ethischer Auftrag, „in unserem hochtechnologisierten Land ein Stück Natur der Nutzung komplett zu entziehen.“ Dass man auf der Fläche von insgesamt 10.000 Hektar ein Stück mehr Wildnis und damit Biodiversität fördern könne – und müsse -, davon ist Kretschmann überzeugt. Und ruft die Entdeckung der Zitronengelben Tramete in Erinnerung. Ein Pilz, der nur gemeinsam mit einem weiteren Pilz und nur auf Totholz gedeihen kann. Diese Tramete galt in Baden-Württemberg als nicht vorhanden. Im Nationalpark tauchte sie indes doch auf – in einem Gebiet, das bereits seit 100 Jahren ein Bannwald ohne menschliches Eingreifen war. Was Umweltminister Franz Untersteller noch ergänzte mit dem schönen Bild, Nationalparks seien eben „Inseln voller Überraschungen.“
Nicht jedes Jahr eine neue Sau durchs Dorf treiben
Für Kretschmann jedenfalls ist unter anderem die Zitronengelbe Tramete Beleg dafür, dass der Nationalpark die Artenvielfalt bewahren helfen kann. „Sie sehen, ich bin ganz begeistert“, merkt Kretschmann mitten in seiner Rede über biologische Vielfalt an. Und beendet kurzerhand sein Plädoyer für den Naturschutz, indem er seine Schlussworte an die Mitarbeiter des Parks direkt richtet: „Hier machen Sie etwas, das bleiben wird. An dem sich noch viele Generationen freuen werden. Ich meine, wer sonst kümmert sich heute noch um etwas, das erst in 600 Jahren oder so richtig erkennbar wird?“ Dies stehe im Gegensatz zu den meisten anderen Zielen im Arbeitsalltag, wo „doch nur jedes Jahr eine neue Sau durchs Dorf getrieben“ werde. „Der Nationalpark bringt uns dem Ziel näher, unseren Kindern und Kindeskindern ein Stück unberührte Natur zu hinterlassen. Wenn wir heute den Grundstein legen, geben wir auch neue Impulse für den Natur- und Artenschutz!“ Sprachs, und machte sich gemeinsam mit Umweltminister Untersteller zu den Klängen des Karidion Brassquintetts auf, eben dies zu erledigen.
Kleingeld und die Tageszeitung von heute
Im Beisein aller geladenene Gäste wurde der Stein, der ins Fundament des neuen Gebäudes eingebracht wird, nach allen traditionellen Gepflogenheiten gefüllt. In eine Zeitkapsel kamen nacheinander: zwei aktuelle Tageszeitungen der Region (eine badische und eine württembergische), ein Buch über das Leben im Wald, einige frisch geprägte Euromünzen sowie eine Sammlermünze zum Thema Biodiversität. Die zugeschweißte Kapsel wurde in den Stein gelegt und mit Mörtel verfüllt. Damit kann es nun endgültig losgehen mit dem Bau.
Bilder: Franziska Schick
Video: Franziska Schick
Musik: Ludwig van Beethoven, Sinfonie Nr. 5 in c-moll, 1. Satz, Allegro con brio (musopen.org)
So eine tolle Veranstaltung mit unserem sympathischen Ministerpräsidenten! Wir freuen uns sehr auf das neue Besucherzentrum!