Rundgänge an der frischen Luft, die herrliche Landschaft genießen und den wandernden, radfahrenden oder reitenden Naturliebhabern mit Rat und Tat weiterhelfen – es ist ein romantisches Bild, dass viele sich vom Job eines Rangers im Nationalpark Schwarzwald machen. So auch ich. Und da möchte ich gerne mitmachen. Zumindest ab und zu, in der Freizeit, um auch mal aus dem Büro rauszukommen. Also lasse ich mich zum Freiwilligen Ranger ausbilden.
Dass es mit der Romantik oft nicht weit her ist, merke ich schnell. Aus den Gesprächen mit anderen Rangerinnen und Rangern höre ich heraus: Wer den Naturschutzdienst verrichten will, sollte sich viel Wissen aneignen, es auf anschauliche Weise vermitteln können, ein aufgeschlossenes, freundliches Wesen haben – und trotzdem auch mal sehr bestimmt und nachdrücklich die Einhaltung der Regeln einfordern können. Auch eine gute Kondition und Wetterfestigkeit sind nicht zu verachten, denn die Rundgänge gehen oft mehrere Stunden über viele Höhenmeter, bei Hitze oder Kälte, Trockenheit oder Nässe.
Heute zumindest lacht unserer kleinen Dreiergruppe die Sommersonne, es steht ein herrlicher, heißer Sonntag bevor. Entsprechend haben wir zwar lange Hose und Wanderstiefel an, wie es sich für einen Ranger gehört, aber im Rucksack befindet sich vor allem: Wasser. Viel Wasser. Und eine Kappe gegen die Sonne oder eine Sonnenmilch wären auch eine gute Maßnahme. Gewesen. Daran hatte ich nicht gedacht. Muss ich mir unbedingt für die Standard-Rucksackausrüstung in Zukunft merken. Genauso wie Regenjacke, Fernglas und im Winter natürlich heißer Tee und wärmende Kleidung. Praktisch sei es außerdem, wie unser heutiger Führer, der hauptamtliche Ranger Arne Kolb sagt, Broschüren vom Nationalpark einzupacken. Vor allem solche, die die freigegebenen Wander-, Fahr- und Reitwege zeigen.
Denn unser Job wird mal vor allem daraus bestehen, den Park auf regelmäßigen Kontrollrunden zu durchstreifen. Dabei werden wir nicht nur notieren, wenn uns etwas Ungewöhnliches auffällt, sondern eben auch den Besuchern Auskunft geben, wenn sie Fragen zum Park haben oder den Weg zurück zum Parkplatz oder zur Haltestelle suchen. Oder wenn wir jemanden treffen, der sich nicht an die Regeln des Parks hält. Und Regeln gibt es in einem Nationalpark, in dem die Natur vor dem Menschen Vorrang hat, natürlich viele.
Das wissen nicht alle Besucher, also muss ein Ranger, ob hauptamtlich oder freiwillig, eben auf die Regeln des Parks hinweisen. „Es passiert häufiger, dass wir auf unseren Kontrollrunden auf Besucher stoßen, die sich gar nicht klar darüber sind, dass sie hier in einem Nationalpark unterwegs sind, in dem strenge Regeln herrschen“, sagt Arne Kolb, als wir uns zum Start unserer Runde mit ihm am Ruhestein treffen. „Die meisten sind einsichtig, doch dann gibt es aber auch Menschen, die sich weiterhin ihr persönliches ‚Recht‘ herausnehmen wollen, zu tun und zu lassen, was sie wollen. Wenn wir auf jemand Uneinsichtigen treffen, kann es schon mal aggressiv werden, da müssen wir vor allem versuchen, Ruhe in die Situation zu bringen.“
Endlich geht es richtig los: Unsere Rundwanderung wird uns heute zu den Grinden rund um den Schliffkopf führen. Ein beliebter Weg, der auch schon lange vor der Einrichtung des Nationalparks von Einheimischen und Touristen rege genutzt wurde. Es ist also ein Weg, der bei vielen Sonntagsspaziergängern und sportlich Aktiven Tradition hat. Genau auf solchen Wegen kann man natürlich Regelverstöße aus Unwissenheit oder eben Ärger über die mit einem Nationalpark verbundenen Einschränkungen beobachten. Auf den schmalen Pfaden durch die idyllische Bergweidelandschaft gibt es immer wieder Radfahrer, Blaubeerpflücker und wilde Camper, sagt Arne Kolb. Alles natürlich nicht erlaubt.
Heute jedoch begegnen wir nur zwei Nordic Walkern, die uns nach dem Weg fragen und einer heiteren, in bunte Outdoorklamotten gekleideten Wandergruppe. Die möchten von uns fotografiert werden – mit dem weiten, strahlend blauen Himmel im Hintergrund, als Erinnerung an einen schönen Ausflug. Durchweg angenehme Begegnungen also, deshalb können wir unsere fast vier Stunden lange Tour selbst richtig genießen und erfahren unterwegs vieles zum Nationalpark und der Natur hier oben. Auch zeigt Arne Kolb uns die schönsten oder beispielhaftesten Plätze, an denen man mit Gruppen auf einer Führung mal stehenbleiben und etwas erklären kann. Denn wer als Freiwilliger Ranger Lust hat, selbst Führungen anzubieten, darf das gerne. „Jeder bringt erfahrungsgemäß ein spezielles Interesse oder Wissen mit, das man zum Thema einer Führung machen kann. Tiere, Pflanzen, Pilze, aber auch die Entstehung und die Geschichte der Gegend interessieren die Besucher – und natürlich wollen alle vor allem eines: An die schönsten Stellen geführt werden.“
Bis wir das Gebiet kennen, Führungen anbieten und sicher Auskunft geben können, werden wir noch einige begleitete Rundgänge und Führungen mit den hauptamtlichen Rangern erforderlich sien. Außerdem steht noch ein Outdoor-Erste-Hilfe-Kurs auf dem Pflichtprogramm. Ranger tragen dazu bei, dass der Nationalpark und sein Schutzgedanke – Natur Natur sein lassen – auch bei den Menschen ankommen. Das braucht seine Zeit, aber die Erfahrung aus vielen älteren Nationalparks zeigt, dass die Menschen irgendwann Stolz und Freude über diese besonderen, eine Spur wilderen Naturlandschaften entwickeln. Dann werden die Regeln auch ganz selbstverständlich respektiert.
Freiwillige Ranger – ehrenamtliche Hilfe fürs Rangerteam
Die Aufgabe des Naturschutzdienstes übernimmt im Nationalpark das Team der Ranger. Sie kontrollieren das Gelände und führen Gruppen durch das Großschutzgebiet. Eine ihrer Hauptaufgaben: Über die Ziele und Schutzzwecke des Nationalparks zu informieren – sowie für die Einhaltung der Regeln zu sorgen. Wer das Team unterstützen möchte, kann sich zum Freiwilligen Ranger ausbilden lassen. Die inzwischen rund 30 Freiwilligen Ranger sind vor allem an Wochenenden und Feiertagen eine wichtige Stütze, um alle Aufgaben des Naturschutzdienstes abdecken zu können. Grundsätzliche Voraussetzungen für eine Mitarbeit sind:
- Bereitschaft zur Teilnahme an Rangerdiensten und Treffen (etwa einmal pro Monat)
- Wohnsitz in den Nationalpark-Anrainergemeinden oder der Nationalparkregion
- Interesse an Natur und Naturschutz sowie entsprechende Kenntnisse
- Freude am Umgang mit Menschen; offenes, aber auch bestimmtes Auftreten
- Naturräumliche Kenntnisse
- Erfahrungen in der Natur- und Umweltbildung
Das Rangerteam organisiert für alle Freiwilligen regelmäßige Aus- und Weiterbildungen, während der sie das Schutzgebiet sehr gut kennenlernen. Anfang 2020 wird voraussichtlich eine neue Ausbildung starten. Mehr Informationen gibt es auf der Seite: www.nationalpark-schwarzwald.de/mitmachen/freiwillige-ranger/