Bitte mit Gefühl – und mit Respekt
Sich der Kultur seines Reiseziels anpassen, seine Natur möglichst nah, intensiv und ursprünglich erleben, ohne ihr dabei zu schaden: Wer diesen Dreiklang beherzigt, reist qua Definition sanft und damit nachhaltig. Nachhaltigkeit und Naturschutz sind Konzept eines Nationalparks. Zum Schutz von Fauna und Flora kann Tourismus hier nur sanft stattfinden.
Im Nationalpark Schwarzwald wird die Natur sich selbst überlassen. Es ist eine unversehrte Oase, in der alles eine Spur ursprünglicher, natürlicher und wilder ist. Der Mensch ist nur ihr Gast. Er beobachtet, entspannt, forscht und erlebt sie behutsam – möglichst ohne Spuren zu hinterlassen. „Um diese herausragende Naturdestination zu erhalten, wird das Engagement und die Anstrengung aller benötigt“, sagt Felix Rhein, Themenmanager Natur & Wohlsein und Barrierefreiheit der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg. Großschutzgebiete seien beispielhaft im Umgang mit Nachhaltigkeit, so Rhein. Doch in Baden-Württemberg habe man ganzheitlicher gedacht. „Natur endet schließlich nicht an der Pforte eines Betriebes, an der Drehtür eines Hotels oder an der Gemarkungsgrenze einer Gemeinde“, weiß Rhein, sie könne nur im Ganzen geschützt werden.
Natürlich besiegelt
Dieses Ganze erfasst das Gütesiegel „Nachhaltiges Reiseziel“, das die Landesregierung Baden-Württemberg entwickelt hat. Sie ist die erste Zertifizierung im deutschsprachigen Raum, die eine Destination und all ihre touristischen Anbieter betrachtet. Im Zertifizierungsprozess werden ökonomische, ökologische und soziale Aspekte beleuchtet und geprüft, außerdem Verbesserungsprogramme entwickelt. Denn das Siegel verpflichtet seine Träger auch, kontinuierlich an einer nachhaltigen Ausrichtung zu arbeiten. Sichergestellt wird das über den so genannten „Nachhaltigkeits-Check“. Zertifizierte Schwarzwälder Destinationen sind Bad Dürrheim und Bad Herrenalb, der Europa-Park Rust, der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald, die Tourismusgemeinschaften Hochschwarzwald Tourismus GmbH und Baiersbronn.
Nachhaltig – ganz konkret
Energie über natürliche Ressourcen wie Sonne, Biogas, Windkraft, Hackschnitzel oder Geothermie gewinnen – dafür gibt es im Schwarzwald viele Beispiele. Besucher können bei Anreise auf das Auto verzichten. Mit der KONUS-Gästekarte haben sie unbegrenzt viele Gratisfahrten mit dem öffentlichen Nahverkehr in allen neun Verkehrsverbünden zwischen Rhein und Neckar, Pforzheim und Waldshut. Auch die E-Mobilität wird im gesamten Schwarzwald weiter ausgebaut. Ein Netz von Verleih-Stationen und 200 E-Bike-Tankstellen erlauben selbst untrainierten Gästen, den Schwarzwald vom Sattel aus entschleunigt zu erkunden oder trainierten Radfahrern, größere Distanzen zurückzulegen. Durch den Nationalpark selbst führt keine Bahntrasse, auch die Möglichkeit, sich mit Bussen fortzubewegen ist hier limitiert. Doch das sei Sinn und Zweck eines Nationalparks, mahnt Rhein und schlussfolgert: „Die Hot Spots innerhalb des Nationalparks besser mit ÖPNV anzubinden ist durchaus wichtig, gerade auch, um den Zugang für immobile und ältere Menschen zu erleichtern, die den Nationalpark genauso erreichen und genießen wollen. Doch das muss hier besonders behutsam und gut durchdacht geschehen.“