Das Interesse an attraktiven Zielen im Nationalpark und an dessen Rändern ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Die Region ist ein beliebtes Urlaubziel für Tagesgäste wie Urlauber. Mit der Zahl der Besucher haben sich auch Verkehr und Parkdruck verstärkt. Gerade in den Wintermonaten bleibt das in den Höhenlagen des Schwarzwaldes nicht ohne Folgen für Räum- und Rettungsfahrzeuge. Dann rücken vor allem die Hotspots in den Fokus für Maßnahmen und Vorkehrungen. Vertreter aus den zuständigen Verwaltungen und Behörden stimmen sich darüber zweimal jährlich ab. Wer genau im Gremium sitzt, was bereits umgesetzt worden ist, wie die Zusammenarbeit aussieht und welche Maßnahmen im Winter angedacht sind – darüber hat die Redaktion mit einem Gremiumsmitglied gesprochen: dem Ersten Polizeihauptkommissar (EPHK) Gerd Jund vom Polizeipräsidium Offenburg.
Wer genau sitzt im Gremium?
„Ich kann natürlich nur aus Sicht der Polizei sprechen. Die Runde istrecht groß, schließlich überschneiden sich aufdem Gebiet des Nationalparks viele Zuständigkeiten. Die Landkreise Ortenau, Rastatt und Freudenstadt sind vertreten, Sprecher der Stadtverwaltungen Rastatt, Bühl, Baden-Baden wie Freudenstadt zählen dazu, die Forst- und Nationalparkverwaltung und die Polizeibehörde mit Ansprechpartnern aus den für dieses Gebiet zuständigen Präsidien und Posten.“
Wie sieht die Zusammenarbeitim Gremium konkret aus?
„In dieser großen Runde beleuchten wir zweimal pro Jahr die Verkehrssituation in den Höhenlagen des Schwarzwalds allumfassend. Wir prüfen, wo mögliche Probleme auftreten könnten, wo nachgearbeitet werden muss, stimmen Maßnahmen ab und den Aktionskatalog, der dann Punkt für Punkt abgearbeitet wird.“
Können Sie das Prozedere einer Zusammenarbeit an einem Beispiel erläutern?
„Ein gutes Beispiel ist der Mummelsee am Nationalparkrand. Er war schon immer ein attraktives Ziel für Besucher. Über die Jahre wurde der Parkdruck immer größer. Deshalb haben wir gemeinsam mit der Waldgenossenschaft, mit Landratsamt und Regierungspräsidium nach Wegen gesucht, die Lage dort zu verbessern. Das ist gelungen. Durch das Zusammenspiel dieser Kräfte konnte mehr Parkfläche geschaffen und die Anbindung durch den ÖPNV besser strukturiert werden. Die am Mummelsee gesammelten Erfahrungen konnten wir bei weiteren Projekten gut einbringen.“
Auch am Ruhestein?
Ganz genau. Mit der Ankündigung, dass es dort ein neues Nationalparkzentrum geben würde, war klar, dass sich dadurch die Verkehrslage verschärfen wird. Mit unseren Erkenntnissen konnten wir wertvolle Hinweise und Empfehlungen geben, wie man den Parkraum am Ruhestein oder den Knotenpunkt L401/B500 für eine leichtere Verkehrsabwicklung ausgestalten müsste. Ein entscheidender Faktor dabei ist die Trennung von Busindividualverkehr mit Reisegruppen und Linienverkehr. Wir waren von Beginn an in die Planungen eingebunden, aber lediglich beratend. Der Ruhestein liegt schließlich an der Gemarkungsgrenze Seebach/Baiersbronn und damit in der Zuständigkeit anderer Behörden.“
Apropos Zuständigkeiten: Welches Gebiet hält Ihre Behörde im Blick?
„Die Polizeipräsidium Offenburg ist rund um Forbach und Gernsbach präsent. Wir haben auch den Kaltenbronn oder Eselskopf im Blick. Wer wo patrouilliert, wurde im Grenzgebiet Nationalpark teilweise auch neu geregelt. Dass Freudenstadt auch den Verkehr auf Seebacher Gemarkung überwachen darf, wurde beispielsweise über eine Änderung der Zuständigkeitsverordnung auf Ministeriumsebene erwirkt. Dafür kümmert sich der Ortenaukreis verstärkt um den Mummelsee. Die Stadt Bühl unterstützt uns im Forbacher Tal und Gernsbach am Kaltenbronn, beidem das Polizeirevier Calw bei Bedarf auch mit einbezogen wird. Das sind nur ein paar Beispiele. So ist jedes Gebiet gut abgedeckt und das große Ganze im Blick. Gerade im Winter ist das ein echtes Plus.“
Hochschwarzwald und Winter gehören zusammen. Wie planen Sie, was und wann wird gesperrt?
„Sperrungen sind die Ultima Ratio. Ob diese nötig sind, wird immer tagesaktuell bewertet. Im vergangenen Winter waren sie nicht nötig, anders im Winter zuvor. Fallen Schnee und Sonne auf ein Wochenende, steigt auch das Interesse der Skiläufer oder Schneeschuhwanderer. Wird dann die Verkehrsbelastung zu hoch und die Behinderung von Räum- oder Rettungsfahrzeugen durch Falschparker zu unübersichtlich, sperren wir. Je nach Lage wird vor Ortvon den Kollegen entschieden und danach schnell gehandelt. Die Schilder sind vorbereitet, wir sind gerüstet. “
Das impliziert einen höheren Aufwand, auch für die Polizei, oder?
„Natürlich haben wir an solchen Tagen entsprechend Personal im Dienst. Mit erhöhter Polizeipräsenz und Schilder aufstellen allein ist es aber nicht getan. Zeitgleich versenden die Dienststellen Presseveröffentlichungen und informieren Anreisende via Verkehrsfunk. Wie wir uns genau organisieren, besprechen wir bei entsprechender Witterung eigentlich jede Woche neu.“
Wie sieht Ihr Fazit nach den ersten beiden Jahren als Gremiumsmitglied aus?
Am Mummelsee, Ruhestein und an der Hornisgrinde sind die Regelungen, die wir angestoßen und umgesetzt haben, gut gelungen. Wir haben auch viel dabei gelernt. Parkleitsysteme und Parkraumerweiterungen helfen immens dabei, den Verkehr zu entspannen. Vor allem der ÖPNV hat sich gut entwickelt, doch das Angebot muss natürlich von den Besuchern des Nationalparks erkannt und auch angenommen werden. Da sehen wir noch Luft nach oben“