Das Ambiente wirkte fast ein bisschen zu bescheiden! So, als wollte man nicht zu viel Aufhebens davon machen, was es zu feiern galt. Dabei hätte man allen Grund dazu gehabt, ein wenig auf die Pauke zu hauen, doch das widerstrebte dem Vorstand des Freundeskreis Nationalpark ganz offensichtlich. Dennoch durchzog den Schulungssaal des Nationalparkzentrums ein Hauch von Bedeutsamem, als vor allem andere berufene Münder das Wirken der Freunde und Förderer des Nationalparks, die sich vor nunmehr zehn Jahren auf der Darmstädter Hütte zu einem Verein zusammengefunden hatten, entsprechend würdigten. Ex-Umweltminister und jetziger Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, Alexander Bonde, beispielsweise, der kampferprobte Baiersbronner, oder der Landtagsabgeordnete Dr. Markus Rösler, beide per Videobotschaft präsent, der amtierende Staatssekretär im Umweltministerium und ehemalige NABU-Landesvorsitzende, Dr. Andre Baumann, und nicht zuletzt der Leiter des Nationalparks, Dr. Thomas Waldenspuhl, der in einer sehr launigen Rede an die „Graswurzelarbeit“ des Freundeskreis erinnerte und darum bat, auch künftig mit „konstruktiver Kritik und Ihrer Meinung“ nicht hinter dem Berg zu halten.
Ja, Graswurzelarbeit! So kann man es durchaus nennen, wenn im Rückblick an die Anfänge und die Jahre bis zur Nationalparkgründung im Jahr 2014 erinnert wird. Dr. Christian Köppel und Hubertus Welt skizzierten die Etappen, die Schwierigkeiten und die Nöte, die Anfeindungen, aber auch den Stolz, als im November 2013 der Landtag Baden-Württemberg dem Nationalpark seine Zustimmung gab. Das Foto von damals, als sich Freundeskreis-Mitglieder und Minister Bonde vor dem Stuttgarter Landtagsgebäude stolz hinter einem Banner mit der Aufschrift „Mensch und Natur sagen DANKE“ versammelten, war deshalb auch eingeblendetes Symbol für Kampf und Erfolg.
Ein Bild allerdings, das nur die Zeit zu beschreiben vermag, die der Freundeskreis bis zur Gründung des Nationalparks durchlebte. Doch das liegt schon wieder acht Jahre zurück. Was seinerzeit folgte, waren eine kurze Sinnkrise und die für den Nationalpark weitreichende Entscheidung des Freundeskreises, sich nach getaner Arbeit nicht selbst aufzulösen, sondern von einem Kampagnenverein zu einem Förderverein zu mutieren. Und wie wichtig dieser Part ist, verdeutlichte Dr. Andre Baumann im Hinblick auf die Zwänge, der eine Landesbehörde ausgesetzt ist. „Sie können für uns Aufgaben übernehmen, die wir nicht übernehmen können oder dürfen, und damit entlasten sie unser Hauptamt durch ihr großes ehrenamtliches Engagement spürbar. Bleiben Sie dabei, Wir brauchen Sie weiterhin.“
Alexander Bonde, von dem man bei seiner Rede durchaus den Eindruck gewinnen konnte, als sehne er sich manchmal nach diesen „stürmischen Zeiten“ zumindest in Ansätzen zurück, sagte, dass „die Realität des Nationalparks längst den Beweis erbracht habe, dass die seinerzeit geäußerten Befürchtungen unbegründet waren“ und der Freundeskreis geholfen habe, das Projekt „groß und populär“ zu machen. „Es ist für mich eine große Freude zu sehen, wie sich die Region entwickelt, wie sich der Nahverkehr verbessert, der Tourismus zunimmt oder Junior-Ranger und Young-Explorers zu Botschaftern einer intakten Natur werden.“ Bondes Fazit: „Die Arbeit ist noch nicht getan“! mündete in den Appell an Politik, Nationalparkverwaltung und Freundeskreis, die Perspektive eines erweiterten Nationalparks nicht vorbeiziehen zu lassen. „Wir haben damals bewusst darauf verzichtet, ein größeres Gesamtgebiet durchzuboxen, weil die Zeit dafür nicht reif gewesen ist und wir die jetzige Lösung in Gefahr gebracht hätten.“ Jetzt aber wünsche er Umweltministerin Thekla Walter und Staatssekretär Andre Baumann ein „glückliches Händchen‘, um diese Chance zu nutzen. Bonde: „Das Thema Bewahrung der Schöpfung ist aktueller denn je“.
Emotionaler Höhepunkt der Jubiläumsveranstaltung war zweifelsohne ein Film der Young Explorers, die den Nationalpark im Rahmen von diversen Jugendprojekten erkunden, erleben und dokumentieren und diese Erfahrungen in ihren Netzwerken rasant verbreiten. Der Film aus dem Young Explores-Camp 2021 wäre auch ohne Ton ausgekommen, so schön waren die gewählten Bilder. Prof. Volker Ihle, Vorstandsmitglied des Freundeskreises und Moderator des Jubiläums, sagte nach dem Beitrag sichtbar bewegt: „Mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, in welch schöner Welt wir leben“. Lasst sie uns erhalten.